Wir Deutschen haben ja den Hang, die eigene Sprache mit modern klingenden Angliszimen zu verunstalten. Service Points, Counter, Kids, Shops - man nimmt es fast gar nicht mehr war. Anders als z.B. die Franzosen, die sogar seitens des Staates ein besonderes Augenmerk auf die französische Sprache richten, wird hierzulande jeder Quatsch "verenglischt". Besonders bescheuert wird es, wenn es die chic klingenden Anglizismen in der Ursprungssprache Englisch gar nicht gibt odes diese einen ganz anderen Sinn haben.
Yahoo.com schreibt:
Leichenschau mit Bier und Tröte - die fünf absurdesten Scheinanglizismen der deutschen Sprache
Am meisten Spaß macht das WM-Schauen mit anderen Fans auf Großleinwänden in Kneipen, Biergärten und auf öffentlichen Plätzen. „Public Viewing“ ist seit der WM 2006 in Deutschland im Trend und begeistert selbst Fußball-Muffel – auch wenn kaum jemand weiß, wie befremdlich dieser Begriff auf englischsprachige Menschen wirken muss. Denn mit Fußballgucken hat er für sie herzlich wenig zu tun. Wir haben die fünf absurdesten Schein-Anglizismen zusammengestellt. Diesen Artikel weiter lesen
Public Viewing
Zu den neueren Beispielen aus dieser Reihe gehört das 2006 während der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland entstandene Public Viewing, das natürlich viel griffiger klingt als „öffentliches Schauen“. Doch der Erfinder dieses Wortes hat sich über dessen eigentliche Bedeutung offenbar nicht allzuviele Gedanken gemacht. Die wenigsten feiernden und trötenden Fans wissen, an was für einer makaberen Party sie beim Public Viewing im Biergarten teilnehmen - würde man den in Deutschland eingebürgerten Schein-Anglizismus korrekt übersetzten. Vor allem in den USA ist damit nämlich nicht das gemeinschaftliche Zelebrieren eines Erlebnisses auf der Großleinwand gemeint – sondern die Aufbahrung eines Verstorbenen zur Abschiednahme. Dank der Globalisierung haben jedoch mittlerweile angeblich sogar Amerikaner diese deutsche Wortschöpfung für die Bezeichnung von Fanfesten übernommen. Und auch hierzulande scheint es niemanden weiter zu stören, für die Lieblingsmannschaft regelmäßig an einem Sterbe-Ritual teilzunehmen.
Beamer
Apropos Public Viewing: Auch das dafür gern verwendete Gerät hat im Deutschen einen für englischsprachige Menschen seltsamen Namen. Das Wort Beamer hat nämlich im Englischen eine gänzlich andere Bedeutung. Der Begriff steht in der technischen Fachsprache für einen sogenannten „Kettenanschärer" . Cricketfans wiederum verstehen darunter einen regelwidrigen Schlag. Immerhin sind nicht nur die Deutschen, sondern auch die Niederländer diesem Übersetzungsfehler aufgesessen. Entstanden ist die Bezeichnung offenbar durch die Abwandlung des englischen Wortes beam (Strahl). Wortwörtlich müsste das Gerät also mit "Strahler" übersetzt werden. Da klingt Beamer wohl für die meisten doch ein bisschen schöner.
Handy
Das wohl bekannteste Beispiel eines Scheinanglizismus im Deutschen ist die Bezeichnung für Mobiltelefone: Handys. Als sich der Begriff zu Beginn der 90er Jahre als gängige Bezeichnung für Mobil-Telefone in Deutschland eingebürgert hat, schüttelten englischsprachige Menschen zunächst nur verständnislos ihre Köpfe: Die Bedeutung Mobiltelefon für Handy kam ihnen nicht in den Sinn. Das englische Wort handy entspricht nämlich dem deutschen Adjektiv „praktisch“. Mobiltelefone bezeichnet man im britischen Englisch dagegen als mobile (phone) und im amerikanischen Englisch als cell (phone) oder auch cellular (phone). In Slang-Wörterbüchern wird allerdings bereits das Substantiv „Handy“ in der deutschen Bedeutung aufgeführt. Darüber, wie der Begriff „Handy“ entstanden ist, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. In deutschsprachigen Amateurfunker-Kreisen gab es die Bezeichnung Handy auf jeden Fall schon vor den 90er Jahren, um einen in der Hand gehaltenen Sender und Empfänger zu bezeichnen. Auch der Hersteller Motorola nannte im Zweiten Weltkrieg seine Telefone für den Privatgebrauch im Gegensatz zu den militärisch genutzten Walkie-Talkies damals Handie-Talkie, woraus der heutige Begriff entstanden sein könnte. Das erste D-Netz-Mobiltelefon, das den Begriff Handy im Namen führte, war das 1992 von Loewe vorgestellte HandyTel 100.
Oldtimer
Ein weiterer Klassiker unter den Scheinanglizismen: Der „Oldtimer“. Jedes deutsche Kind weiß, dass der Begriff ein historisches Auto bezeichnet – englische, amerikanische und australische Kinder und Erwachsene verstehen darunter jedoch etwas ganz anderes, nämlich "erfahrener alter Mann“ oder „Opa“. Für gut erhaltene, alte Fahrzeuge sind dagegen die Bezeichnungen Classic car, vintage car oder veteran (car) üblich. Dennoch hat sich das Wort Oldtimer sogar in der deutschen Behördensprache etabliert. Ein Fahrzeug, das älter als 30 Jahre ist und die TÜV-Prüfung erfolgreich besteht, bekommt im Nummernschild den Zusatz "H" für historisch. Im Fahrzeugbrief wird "Oldtimer" eingetragen.
Body Bags
Besonders verbreitet sind Scheinanglizismen in der Werbe- oder Mediensprache: Viele möchten einer deutschen Aussage durch einen englischen Klang einen coolen und lässigen Schliff verleihen. Manche Marketing-Strategen sollten sich jedoch besser erst einmal in einschlägigen englischen und amerikanischen Wörterbüchern informieren, bevor sie ihr neues Produkt mit einer englischen Trend-Bezeichnung küren. So verkauft ein bekannter deutscher Kaffee-Anbieter doch tatsächlich Leichensäcke für verstorbene Angehörige – zumindest muss man davon ausgehen, wenn man die Bezeichnung Body Bags ins Deutsche übersetzt. Wahrscheinlich hat jedoch nicht der schwarze Humor des Unternehmens, sondern die fehlende Kenntnis der englischen Sprache zu dieser Bezeichnung für die modischen Umhängetaschen geführt, bei der der Korpus der Tasche mit einem Riemen diagonal über Brust und Rücken geschultert wird.
Well, dann pack ich mir morgen abend mal das tragbare Telefon in meinen Leichensack und gehe um 20.30 Uhr zur Aufbahrung.
Da ist bestimmt wieder richtig Stimmung.