Als ob alles in Ordnung wäre, wenn die Blockade aufgehoben wird. Durch die Aufhebung der Blockade wird nicht eine einzige offene Grenzfrage gelöst werden. Alle anderen Länder einschließlich Kroatien, können dann wieder so tun als ob nichts wäre und Slowenien wird wieder im Stich gelassen gegen seinen sturrköpfigen Widersacher Kroatien.Rehn zu Grenzstreit: "Gehen die letzten Zentimeter"
Kroatiens Premier Sanader rechnet mit Aufhebung der Blockade durch Slowenien noch im Juni
Der Gemüsegarten und die Rebstöcke gehören zu Slowenien, das Maisfeld unterdessen zu Kroatien. Marija Cmager zeichnet den Grenzverlauf hinter ihrem Haus in Razkrizje, ganz im Osten von Slowenien, mit dem Finger nach. Ihr Haus steht in Slowenien, verlässt sie ihren Blumengarten jedoch, führt der Weg direkt ins Niemandsland, das von kroatischen und slowenischen Grenzbeamten gleichermaßen beäugt wird. Ein Fortschritt, denn noch vor wenigen Jahren musste Marija zunächst die kroatische, dann die slowenische Grenze passieren, wenn sie in die Dorfkirche nach Razkrizje musste. Inzwischen wurde das kroatische Grenzhäuschen um einige Meter verschoben.
So viel Einigkeit wie hier herrscht nicht überall entlang der slowenisch-kroatischen Grenze. Ljubljana und Zagreb streiten sich seit Jahren um Grenzverläufe entlang der Flüsse Mur und Dragonja. Skurrile Fälle, wo die Staatsgrenze das Bett von Eheleuten teilt, werden allmählich seltener. Um den Verlauf der Seegrenze in der Bucht von Piran kann man sich aber partout nicht einigen. Ljubljana blockiert seit nunmehr einem halben Jahr die EU-Beitrittsverhandlungen Kroatiens. Bisher sind alle Bemühungen um einen Kompromiss gescheitert: Sei es eine gemischte kroatisch-slowenische Kommission, seien es von Brüssel vorgeschlagene Vermittler oder bilaterale Treffen der Regierungschefs - die Fronten bleiben verhärtet.
Doch am Donnerstag sagte EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn, er hoffe auf eine baldige Deblockierung der Beitrittsverhandlungen. Einer Lösung sei man "sehr nahe". "Wir gehen die letzten Zentimeter", sagte er und fügte hinzu: "Es ist höchste Zeit, dass dieser Prozess abgeschlossen wird." Er bestätigte, dass der Grenzstreit am Rande der Tagung der EU-Außenminister am Montag in Luxemburg ein Thema sein werde. Der kroatische Premier Ivo Sanader rechnet noch im Juni mit einer Aufhebung der slowenischen Blockade. Andere sind sich da nicht so sicher. Vor kurzem fand sich der slowenische Premier Borut Pahor auf der Titelseite der kroatischen Zeitung Jutarnji list. In überdimensionalen Lettern stand dort: "Pahor: Vor 2015 werdet ihr nicht in die EU kommen". Politische Beobachter gehen unterdessen von einem EU-Beitritt Kroatiens 2012 aus.
Kroatien betreibt eindeutig die bessere Lobbyarbeit. Die anderen Kapitel liegen auf Grund der Tatsache auf Eis, dass Kroatien die umstrittenen Dokumente zum Verlauf der Grenze nicht zurückziehen möchte. Dann hätte es nämlich nie eine Verzögerung gegeben.Bis zur Sommerpause im August sollen 18 von 33 Kapiteln der EU-Beitrittsverhandlungen beendet werden. Bisher sind es gerade einmal sieben, die Verhandlungen weiterer Kapitel liegen aufgrund der slowenischen Blockade auf Eis.
Als ob die Bucht in den 40 Jahren vor der Unabhängigkeit auch nur einen einzigen kroatischen Beamten tangiert hätte und als ob nicht slowenische Behörden für die gesamte Bucht zuständig gewesen wären und als ob Tito nach dem Zweiten Weltkrieg nicht Land auf der inzwischen kroatischen Seite von der Gemeinde Piran weggenommen und an eine kroatische Gemeinde übertragen hätte."Slowenien will einen Zugang zum offenen Meer, um als maritimer Staat zu gelten. Und Kroatien will in die EU, ohne seine Hoheit und geschweige denn auch nur einen Zentimeter der Bucht von Piran abzugeben", sagte Lev Kreft von der Philosophischen Fakultät Ljubljana. "Hier gibt es keinen kleinsten gemeinsamen Nenner."
Jeder Zweite vor dem Streit? Zeigt das nicht eindeutig, dass Kroaten schon immer Probleme mit den wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Erfolgen Sloweniens hatten. Neid ist einfach der beste Beweis für Erfolg.Der Grenzstreit hat längst schon das politische Parkett verlassen: Die kroatische Tochter der slowenischen Einzelhandelskette Mercator gab "mehrtägige Umsatzeinbrüche" zu. Und wenn noch vor zwei Jahren jeder zweite Kroate eine positive Meinung von den Slowenen hatte, waren es im April nur noch 30 Prozent. Damit sind die Slowenen auf der Beliebtheitsskala noch hinter den Serben gelandet. Auch die Medien stochern gerne in dem Zwist: "Fahren Sie in diesem Jahr dennoch nach Kroatien in Urlaub?", fragen slowenische Zeitungen ihre Leser.
http://derstandard.at/fs/1244460440527/ ... Zentimeter
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