Die slowenische Regierung denkt wohl - anders als die in D - nicht über einen Kurswechsel in der Atompolitik nach. Nachdem auf dem kurzfristig einberufenen Atom-Gipfel bei Merkel heute umgehend beschlossen wurde, die 7 ältesten AKWs - zumindest erstmal vorläufig - vom Netz zu nehmen, will die slowenische Regierung ungeachtet der Atom-Katastrophe am Ausbau der Kernenergie festhalten.
oe24.at:
Slowenien hält an AKW Krsko fest
Krsko-Leitung hebt Unterschiede zu den japanischem Reaktorn hervor.
DIe slowenische Regierung hält auch im Lichte der japanischen Atomkatastrophe am Ausbau der Kernenergie fest. "Sobald sich die Lage wieder beruhigt, wird sich die Atomenergie wieder als wichtige Energiequelle erweisen, die wir weiterentwickeln wollen", sagte Wirtschaftsministerin Darja Radic am Dienstag in Ljubljana. Die Mitte-Links-Regierung will im Atomkraftwerk Krsko einen zweiten Reaktorblock errichten. Krsko gilt als das am stärksten erdbebengefährdete Atomkraftwerk Europas.
Radic sagte, dass weder an eine Abschaltung des Atomkraftwerks gedacht sei noch an einen Verzicht auf die Ausbaupläne. Bis zum Baubeginn des zweiten Reaktors würden aber noch mehrere Jahre vergehen "und vermutlich wird bis dahin auch die Atomtechnologie Fortschritte in Richtung zusätzlicher Sicherheit machen", sagte die slowenische Wirtschaftsministerin laut Medienberichten vom Dienstag.
Während das öffentlich-rechtliche slowenische Fernsehen in seinen Hauptnachrichten am Dienstagabend von einer "österreichischen Hetze" gegen das AKW Krsko berichtete, versicherte die Kraftwerksleitung, dass der Meiler erdbebensicher sei. "Das AKW Krsko ist bezüglich Erdbebensicherheit nach den höchsten Standards geplant und gebaut worden", sagte Krsko-Direktor Stane Rozman.
Mit Blick auf das japanische AKW Fukushima betonte Rozman, dass es in Krsko "äußerst stabile und unabhängige Energiequellen" gebe, die einen Stromausfall kompensieren könnten. Zudem handle es sich beim AKW Krsko nicht um einen Siedewasserreaktor, sondern um einen Druckwasserreaktor, der zusätzliche Sicherheit gegen den Austritt von Radioaktivität biete.
Wie die Tageszeitung "Delo" berichtet, wurden für das AKW Krsko mehrere Erdbebenstudien angefertigt, zuletzt im Jahr 2005. Darin wird eingeräumt, dass der Reaktor in einem seismisch aktiven Gebiet steht. Daher sei das AKW auf das stärkste jemals im Gebiet Sloweniens gemessene Erdbeben - jenes von Krain im Jahr 1511 mit einer geschätzten Stärke von 6,8 bis 7,2 auf der Richterskala - ausgerichtet worden. Konkret muss der Reaktor somit einen Erdstoß von 0,56 g, also gut der Hälfte der Erdbeschleunigung, aushalten.
Ich halte die Reaktion der slowenischen Regierung für recht ignorant. Zumindest sollte man - ohne in Panik zu verfallen - von sich aus die Risiken nochmal genauesten untersuchen und auf den Prüfstand stellen.
"Sobald sich die Lage wieder beruhigt, wird sich die Atomenergie wieder als wichtige Energiequelle erweisen, die wir weiterentwickeln wollen", sagte Wirtschaftsministerin Darja Radic
Aber offenbar gilt die Devise: Augen zu und durch - nichts neu prüfen oder hinterfragen, sondern nur warten, bis sich alle wieder abgeregt haben.
Ich halte das Vorgehen der deutschen Regierung da für veranwortungsvoller. Es war sicher nicht einfach und auch mit Hinblick auf die kürzlich beschlossenen Laufzeitverlängerungen mit einem gewissen "Gesichtsverlust" verbunden. Aber wenn man A sagt, muss man nicht zwingend B sagen. Man kann auch feststellen, dass A falsch war.
Vom Netz genommen in D werden Biblis A und B, Brunsbüttel, Isar I, Unterweser, Philippsburg 1 und das besagte AKW Neckarwestheim 1. Alle sind vor Ende 1980 in Betrieb gegangen.
Neckarwestheim wird umgehend vollständig still gelegt, bei den anderen ist die Stilllegung zunächst vorrübergehend. Bis zum 15. Juni sollen
alle 17 deutschen Reaktoren einen gründlichen Sicherheitscheckdurchlaufen.
Alle Atomkraftwerke zusammen produzieren rund 25 % des deutschen Stroms. Aktuell führt die Stillegung zu keinem Engpass, jedoch fehlen die AKWs, wenn bis 2020 viele alte Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Den Wegfall könnte man daher nur durch den kurzfristigen Bau mehrerer Kohlekrafwerke kompensieren, da ein Auffangen allein durch regenerative Energien nicht möglich sein wird. Dies führt zwar zu höherem Co2-Ausstoss, aber das ist aber vielen vermutlich lieber als weiterhin die Risiken der Atomkraft tragen zu müssen.
Und auch europaweit kommt Bewegung in die Sache: So kündigte EU-Kommisar Oettinger heute nach einem Treffen der EU-Energieminister an, sämtliche Kernkraftwerke innerhalb der EU würden kurzfristig einem "Stresstest" unterzogen. Dabei werde es um die Neubewertung aller Risiken bei Naturkatastrophen wie Erdbeben und Hochwasser gehen.
Man darf sich fragen, wie das Kernkraftwerk in Krsko - besonders im Hinblick auf seine Erdbebengefährdung - bei diesem Stresstest wohl abschneidet.
Hier mal eine Übersicht über die AKWs in Europa, die sich bei bisherigen Untersuchungen als ziemlich erdbebengefährdet erwiesen - und angeblich ist das in Krsko das am meisten gefährdete
(Quelle:SPIEGELonline)
Und man darf sich fragen, was dann geschieht, wenn bei diesen Stresstests herauskommt, dass Werk A in Frankreich, Werk B in Bulgarien und Werk C in Slowenien oder Spanien diesen nicht besteht.
Und wenn die Regierungen der betroffenen Länder dann ungeachtet der festgestellten Gefährdungen eine Abschaltung ablehnt - wie will man diese Länder dann zwingen, dies zu tun?
In der EU ist jeder Scheiss durch irgendein Gesetz, eine Verordnung oder sonstwas geregelt - aber in diesem Fall dürfte es keine Rechtsgrundlage geben. Ich hoffe, ich irre mich.