Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker

Wenn es wieder gilt die Vergangenheit aufzuarbeiten

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arcalis
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Mär 2010 31 09:34

Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker

Ungelesener Beitrag von arcalis

SPIEGELonline:
Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker
Serbien bekennt sich zu seiner Vergangenheit: Fast 15 Jahre nach der Ermordung Tausender Muslime im bosnischen Srebrenica hat das Parlament den Hinterbliebenen sein Mitleid ausgesprochen. Den Begriff "Völkermord" umgeht die Resolution aber.

Belgrad - Mehr als 13 Stunden debattierten die serbischen Parlamentarier. Mit einer knappen Mehrheit haben sich die Abgeordneten am frühen Mittwochmorgen zu einer Entschuldigung für das Massaker von Srebrenica durchgerungen. In der Resolution verurteilen sie die Gräueltat während des Bosnienkriegs "auf das Schärfste". Den Familien der Opfer sprach das Parlament sein Mitleid aus und entschuldigte sich dafür, dass Belgrad seinerzeit nicht genug unternommen habe, um das Verbrechen zu verhindern.

Fanatisierte Serben ermordeten 1995 in Srebrenica im Osten Bosniens rund 8000 überwiegend männliche Muslime. Ein kleines Kontingent niederländischer Blauhelmsoldaten überließ die Uno-Schutzzone den Angreifern kampflos. Das Massaker gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Leichen der Opfer wurden später in Massengräbern gefunden.

Mit der Resolution brach das Parlament nun das jahrelange Schweigen der serbischen Politik zu der Gräueltat. Allerdings bezeichnet der Text das Massaker nicht als "Völkermord", so wie es das Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag einstuft.

Der frühere Präsident der bosnischen Serbenrepublik, Radovan Karadzic, muss sich für die Geschehnisse in Srebrenica und weitere Verbrechen vor dem Tribunal verantworten. Als weiterer Hauptverantwortlicher für das Massaker gilt der noch immer flüchtige serbische General Ratko Mladic.

In der nun verabschiedeten Resolution verspricht das serbische Parlament eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Uno-Kriegsverbrechertribunal. Auch die Bedeutung der Festnahme von Mladic wird hervorgehoben. Mit der Resolution will Serbien sich auch der Europäischen Union annähern. Im kommenden Jahr will das Land den Status eines Beitrittskandidaten erreichen. Die EU macht Fortschritte im Beitrittsprozess auch von den Bemühungen bei der Fahndung nach Mladic und der Kooperation mit dem Den Haager Tribunal abhängig.

Die von der proeuropäischen Regierung von Ministerpräsident Boris Tadic eingebrachte Resolution wurde mit den Stimmen von 127 der 173 anwesenden Abgeordneten verabschiedet. Die Regierungsparteien hatten die Resolution bereits im Vorfeld deutlich entschärft, um ihrer Annahme überhaupt eine Chance zu geben. So hatte die Regierungskoalition das Wort "Völkermord" aus dem Resolutionsentwurf gestrichen, um die Zustimmung der Sozialisten zu erreichen.

Nationalisten geißeln Resolution als "Beschmutzung des eigenen Staates"

Serbische Nationalisten hatten sich vehement gegen die Erklärung ausgesprochen. Die Opposition kritisierte, dass der Text der gesamten serbischen Bevölkerung die Schuld an dem Massaker in Srebrenica gebe. Die Serben gingen damit als "ewig Schuldige" in die Geschichtsbücher ein.
Nationalisten halten die Berichte über die Morde für übertrieben. Sie verweisen im Gegenzug auf Grausamkeiten, die an Serben im Bürgerkrieg begangen worden seien. Die Resolution stelle eine "Beschmutzung des eigenen Staates" dar und sei "ein Verbrechen", kritisierten Abgeordnete der Opposition vor der Abstimmung.

"Das serbische Volk soll für etwas verurteilt werden, das es gar nicht begangen hat", sagte der Nationalistenführer Dragan Todorovic. Die rechtsgerichteten Parteien verlangten, die separate Resolution über Srebrenica aufzugeben und stattdessen alle Verbrechen in den Bürgerkriegen der neunziger Jahre zu verurteilen. Es dürfe nicht "mit zweierlei Maß gemessen" werden.

Dagegen geht einigen Anhängern der Regierungskoalition die Entschuldigung noch nicht weit genug. Der Abgeordnete Nenad Canak sagte, die Resolution ebne den Weg zu einer Aufarbeitung der jüngsten serbischen Geschichte. Die bislang angesprochenen Themen seien nur "die Spitze des Eisbergs der Vergangenheit, der wir uns stellen müssen".

mmq/AFP/dpa
Besser spät als nie. Wobei ich persönlich davon ausgehe, dass dieser Erklärung nicht in erster Linie echte Reue, sondern ein zügiges Erreichen des Status des EU-Beitrittskandidaten als Hauptmotivation zugrunde lag. Aber egal :schulter: - ist jedenfalls besser als wenn keine Entschuldigung erfolgt wäre.
Und vielleicht hilf es ja auch weiter beim Prozess gegen Karadzic - auch wenn der Begriff Völkermord in der Erklärung nicht fällt.
:grillen: :stoesschen: :rose: :hofmachen:
Versuchungen sollte man nachgeben.
Wer weiß, ob sie wiederkommen!

Oscar Wilde
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France Prešeren
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Mär 2010 31 11:13

Re: Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

Ich halte es vor allem bezüglich der gegenseitigen Klagen Kroatiens und Serbiens für ein gutes Zeichen, auch wenn es um die dritte anerkannte Volksgruppe in BIH geht. Dass es sich um Völkermord handelte, wurde bereits festgestellt und da halte ich es nicht für so entscheidend, dass das Wort auftaucht. Ich denke und hoffe, dass es manchem Angehörigen hilft das Verbrechen besser verarbeiten zu können und es ein Schritt in Richtung Versöhnung war. Es wäre an der Zeit, dass auch die RS dazu eine entsprechende Erklärung abgibt.
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Re: Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker

Ungelesener Beitrag von MOMO

Weil das serbische Staatsfernsehen RTS am Dienstagabend die Debatte über die Verurteilung des Massakers im ostbosnischen Srebrenica im Jahr 1995 live übertragen hat und nicht wie vorgesehen das Champions-League-Spiel zwischen Bayern München und Manchester United, fordert der europäische Fußballverband jetzt wenigstens eine Million Euro Schadenersatz. Das berichteten am Donnerstag serbische Medien.

Die Entschuldigung Serbiens für die Ermordung von rund 8000 muslimischen Burschen und Männern wurde international als "bahnbrechend" aufgefasst - umso verständnisloser reagieren nun die Politiker in Belgrad auf die Forderung der UEFA. Parlamentspräsidentin Slavica Djukic-Dejanovic erklärte gegenüber der Zeitung Blic, es sei "traurig", wenn RTS tatsächlich zahlen müsste: "Die Verabschiedung der Erklärung zu Srebrenica war sicherlich das wichtigste Geschehen an diesem Tag."

Und Nada Kolundzija, Fraktionsvorsitzende der Partei "Für ein europäisches Serbien", fragte: "Glauben Sie, dass die Champions League wichtiger ist als das, was im Parlament passiert?"

quelle: kurier.at

wenn dem wirklich so ist, dann kann es serbien niemand rechtmachen...wer es schauen wollte, also da spiel kontte es auch in anderen kanälen bzw. über satellit... :shock: ..und da keine serbische Mannschaft beteiligt war, erachte ich es auch als angebrachter, sowas live zu senden als "irgendein" championsleauge-spiel...und wenn es das finale gewesen wäre....egal wie hoch die einschaltquoten waren, aber besser war das... :wink: :wink:
bei mir zumindest hat RTS einen Punkt gutgemacht!!!und ich spende gerne 50 cent ... :wink: aber nicht an die UEFA, denn da wird mir wieder der Hals dick....... :wikingerkeule: :wikingerkeule:


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ALPINESTAR
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Re: Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker

Ungelesener Beitrag von ALPINESTAR

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arcalis
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Re: Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker

Ungelesener Beitrag von arcalis

ALPINESTAR hat geschrieben:Aprilscherz?
Aber ein ganz schlechter.... :daumenrunter:
:grillen: :stoesschen: :rose: :hofmachen:
Versuchungen sollte man nachgeben.
Wer weiß, ob sie wiederkommen!

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