Die Jagd

Wenn die Natur besonders zu betonen ist

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MOMO
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Aug 2010 07 22:22

Die Jagd

Ungelesener Beitrag von MOMO

Ein Interview mit einem ehemaligem Jäger aus Slowenien...es stammt schon aus dem Jahr 2006, ist aber trotzdem interessant, nicht nur wegen Slowenien, sondern was findet man allgemein an der Jagd...???


Bekenntnis eines ehemaligen Jägers aus Sevnica (Slowenien)
37 Jahre lang war er Mitglied der Jäger-Familie aus Sevnica, 22 Jahre lang Mitglied des Vorstands und 12 Jahre lang dessen Präsident derer sowie des Waffen-Auschusses. In dieser Peride tötete er eine Unmenge an Tieren; vor 4 Jahren jedoch entschied er sich die Jagd aufzugeben. Rudi Amersek aus Sevnica sagt heute über sich selbst, dass er ein bekehrter Mörder ist - seiner Meinung nach ist das Töten von Tieren ein Verbrechen. Indem er nicht derartig viel Zeit auf das Reinigen seines Gewehrlaufs verwendet, hat er mehr Zeit für sein Hobby und seine Familie. Er ist in Slowenien bekannt für seine handgemachten Wein-Skulpturen.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre ersten Jahre
als Mitglied der Jäger-Familie?


Um ein Jäger zu werden hatte ich bestimmte Bedingungen zu erfüllen. Der damalige Präsident sagte zu mir: Wenn Du ein Jäger werden willst, musst Du einen Jagdhund haben! Daraufhin verkaufte er mir ein Junges seines Jagdhundes und ich musste meinen Mischling mit Giftgas töten. Wir verwendeten Giftgas in Ampullen in vielen Fällen. Gewöhnlich warfen wir eine derartige Ampulle auf den Boden, wenn ein Fuchs sie gefressen oder durchbissen hat, starb er kurz darauf. Das Fell von Füchsen war zu dieser Zeit sehr wertvoll und manchmal wartete ich die ganze Nacht auf meine Beute. Heute schäme ich mich dafür, in der Vergangenheit Tiere getötet zu haben.

Was führte dazu, dass Sie das Ermorden von Tieren
aufgegeben haben?


Meine Kinder aus zweiter Ehe sowie meine derzeitige Ehefrau Slavka haben mir über Jahre gesagt, dass das Töten von Tieren nicht ethisch wäre. Zuletzt haben sie mir sogar verboten, erschossene Tiere mit nach Hause zu bringen. Dies war ein regelrechter Schock für mich. Jeder enthusiastische Jäger ist stolz auf seine Beute und darauf, sie zu präsentieren. Ich hab es ebenfalls getan. Dadurch, dass ich keine getöteten Tiere nach Hause bringen konnte, schwand meine Leidenschaft für die Jagd langsam. In der Zwischenzeit begann ich zu begreifen, dass Jagen hauptsächlich aus der Passion des Tötens von Tieren besteht. Frauen aus meiner Familie öffneten mein Herz für Tiere; heute kann ich mich selbst als bekehrten Mörder bezeichnen.

Viele Jäger betonen, dass sie Tierfreunde sind.

Jäger und Liebe zu Tieren? Das ist lächerlich! Jäger lieben Tiere lediglich, wenn sie sie essen. Jäger, die ohne ihre Waffen in den Wald gehen, um die Tiere zu füttern sind eine Seltenheit. Ein Jägerspruch sagt alles: Ein Jäger ohne seine Waffe ist wie ein Mann ohne Penis in der Hochzeitsnacht!

Jäger betonen, dass sie Tiere töten,
um eine Überzahl zu verhindern.


Die Natur braucht keine Jäger. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass es gewisse Mechanismen gibt, die die Balance der Natur erhalten. Demzufolge ist eine Beeinflussung des Menschen keinesfalls notwendig. Sind zuviele Tiere auf einem bestimmten Raum, reduziert sich die Anzahl der Geburten oder eine Krankheit befällt die am wenigsten resistenten Angehörigen einer Spezies.

Eine andere Sache wird - bezogen auf die Anzahl der Tiere - gerne angeführt: Jagdverbände geben oftmals eine höhere Anzahl von Tieren in ihrem Revier an als es der Realität entspricht, um zu erreichen, dass die slowenische Jagdbehörde eine größere Anzahl zur Tötung genehmigen kann. Ich kann bestätigen, dass dies wirklich passiert.

Was ist in der Hauptsache das Motiv der Jäger?

Nur die Leidenschaft am Töten und Eigennutz. Wissen Sie, worüber Jäger die meiste Zeit reden? Wie sie ein Tier erschosen haben, welche Art von Trophäen sie haben - welche ist besser, sie vergleichen sie miteinander, welcher Jäger hat das bessere Gewehr, welches Gewehr fügt dem Tier mehr Schaden zu, hat bessere Durchschlagkraft...

Einige Jäger pochen vor Aufregung und Leidenschaft, wenn sie ein Tier sehen oder sich etwas im Busch bewegt. Diese Aufregung kann ebenso Unfälle verursachen. Letztes Jahr ereigneten sich zwei Unfälle während einer Wildschweinjagd, als ein Jäger einen anderen erschoss [Bravo, Anmerkung des Übersetzers]. Ich kenne Jäger, die ihre Familien und Bauernhöfe vernachlässigt haben, weil sie es vorzogen, auf die Jagd und hinterher in die Kneipe zu gehen. Manchmal haben Jäger sogar eine Schlägerei angezettelt aus Eifersucht auf einen anderen weil er ein "attraktiveres" Tier abgeschossen hat. Sogar die Polizei musste anrücken, um zu schlichten.

Lassen Sie mich eine Geschichte erzählen, um zu verdeutlichen, wieviele Jäger dem Töten verfallen sind. Vor Jahren erkrankte ein Mitglied unseres Jagdverbandes. Ich schlug vor, ihn am Sonntag zu besuchen anstatt auf die Jagd zu gehen. Die meisten Mitglieder zogen die Jagd vor. Lediglich drei von uns besuchten unseren Freund. Sie haben es mir sogar verübelt, indem sie mir vorwarfen, ihnen ihr Jagdvergnügen (Tiere zu töten) vorzuenthalten.

Was ist mit den Trophäen?

Es geht einzig und allein um die schönste Trophäe, so wie andere Männer schöne Autos oder Frauen lieben. Viele Jäger entscheiden sich dafür, den schönsten Hirschen zu töten trotz der Tatsache, dass dies manchmal verboten ist. Sie denken, dass es es wert ist, einen Hirschen um der schönen und beneidenswerten Trophäe zu töten, auch angesichts der Tatsache, dass ihnen ihre Jagdlizenz für zwei Jahre entzogen werden könnte.

Ich habe davon gehört, dass daß Jäger Schulen besuchen
und Vorträge vor Schülern halten. Worüber sprechen sie?


Ja, das ist richtig. Schulministerien laden Jäger dazu ein. Vor einigen Jahren besuchte ein Jäger sogar einen Kindergarten in Sevnica und er hat den Kindern eindeutig nicht gesagt, dass Jagen die Leidenschaft für das Töten bedeutet. Er hat den Kindern Märchen erzählt, dass Jäger Tierfreunde wären, er hat sie davon überzeugt, wie gut sie zu den Tieren sind, wie sie sich um sie kümmern und wie sehr sie die Jäger brauchen.

Einige Bauern beklagen sich darüber, dass Wildtiere
ihre Ernte abfressen.


Wir haben kaum solche Beschwerden erhalten. Die Leute haben sich mehr darüber beklagt, dass Jäger ihre Katzen oder freilaufenden Hunde erschießen. Sie haben sogar Enten, die einige Bauern in ihren Bächen hatten, umgebracht. Haustiere werden Opfer, wenn die Jäger nichts in den Wäldern abschiessen konnten.

Was ist ihr Rat an Jäger?

Ich rate ihnen, sich einem ethischeren Hobby oder Sport zuzuwenden. Sie sollten ihre Waffen verkaufen und stattdessen ein Motorad anschaffen. Waffen bedeuten Töten und Töten ist ein Verbrechen. Fischen ist ebenfalls ein Verbrechen. Auf der Jagd stirbt ein Tier für gewöhnlich unmittelbar, beim Fischen stirbt es minutenlang unter schrecklichen Qualen.

Die Tiere wollen mit den Menschen und der Natur in Harmonie leben. Nach meiner Auffassung liegt ein weiteres Problem darin, dass Menschen mehr in die Natur eingreifen als sie sollten und sie den Tieren zunehmend den Lebensraum entziehen.

Welche Erinnerungen hat seine Frau Slavka
an diese bittere Periode, als Rudi noch ein Jäger war?


Manchmal war Rudi das ganze Wochenende von zuhause fort, um zu jagen. Die Jagd endete um zwei Uhr nachmittags, aber oft genug ging er mit anderen Jägern in eine Wirtschaft, wo sie bis spät in die Nacht blieben. Manchmal kam ich um 10 Uhr abends nach Hause und er war immer noch weg. Ich mochte es nicht, wenn er betrunken nach Hause kam. Jäger haben ein Sprichwort: Ein richtiger Jäger kommt montags nach Hause wenn die Jagd am Sonntag stattfand. In manchen Fällen führte Alkohol zu häuslichen Gewalttätigkeiten.

Vor 15 Jahren gab mir Rudi ein Fell eines Fuchses, das er selbst abgezogen hatte und den er auch selbst tötete. Meine Tochter teilte mir mit, sollte ich es jemals tragen und damit in der Schule erscheinen, würde sie beteuern mich nicht zu kennen. Ich bin ebenfalls gegen das Tragen von Pelz, somit musste Rudi das Fell verkaufen.

Ich missbillige genauso das Fischen, weil Fische umso mehr leiden. Ich kann nicht verstehen, wie man Sportfischen betreibt; wenn Fischer einen Fisch fangen und ihn ins Wasser zurückwerfen. Ich bin davon überzeugt, dass es den Fischen keinesfalls Freude bereitet einen scharfen Haken durch ihr Maul zu haben. Ich erinnere mich an einen weiblichen Teenager im Botanischen Garten Mozirski gaj, die in Ohnmacht fiel, als sie einen ernsthaft verstümmelten Fisch sah, den ein Fischer aus dem Teich zog.

quelle: TIER-INFO/"The society for the rights and the liberation of animals, Slovenia", 22. Juli 2006
Je mehr Löcher, desto weniger Käse
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