France Prešeren hat geschrieben:Fast volle Zustimmung zu Deinem Beitrag.
Lediglich den letzten Absatz sehe ich anders. Bereits in den 70ern hätten deutlichere demokratische und marktwirtschaftlichere Reformen stattfinden müssen.
Was die Zeit während und kurz nach dem 2.WK angeht, so sehe ich es sehr ähnlich wie Du. Ohne Titos Partizanen hätte es schlecht ausgesehen um das Gebiet des heutigen Sloweniens in dieser Größe. Was gekommen wäre, lässt sich schlecht beurteilen. Vielleicht sogar zu einer gänzlichen Aufteilung unter den Anrainerstaaten?! Man weiß es nicht.
Doch finde ich es ebenso wichtig, dass auch die Schattenseiten der Diktatur Titos genannt werden. Je nach dem, wieviel man von den guten Seiten oder mehr von den schlechten Seiten zu spüren bekam, so wird entsprechend die Einstellung dieser Leute zu Titos Regime sein, die sie dann auch weitergeben an die Nachfahren.
In Kroatien hat mir diesen Sommer einer erzählt, sein Opa war immer abwechselnd mal bei den Partizanen, mal bei den Ustasas. Kam ganz darauf an, wer das Gebiet gerade kontrollierte. Ihm wurde dann jeweils angeboten, Tod oder mitkämpfen. Er entschied sich natürlich immer für mitkämpfen und es war ihm völlig egal für wen, Hauptsache am Leben bleiben.
Sie fanden statt!Nach dem kroatischen Fruehling,den uebrigens Tito am Anfang unterstuetzt hatte,bis er von Nationalisten unterwandert wurde!Das Resultat war,dass Jugoslawien 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung erhielt, die den Föderalismus stärker betonte. Dies war eine der Forderungen des Kroatischen Frühlings gewesen.
Im innerparteilichen Machtkampf entschied sich Tito nach 1966 für die innere Liberalisierung und Erweiterung des Föderalismus.Diese Reformen öffneten den Freiraum für die soziale Bewegung
des „Kroatischen Frühlings“ der Jahre 1967-1971. Als„Geburtsstunde“ der Bewegung gilt die von einer Gruppe von Sprachwissenschaftlern verfasste„Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Literatursprache“ vom 17. März 1967. Neben der Pflege kultureller und sprachlicher
Tradition als Ausdruck kroatischer Identität waren die wirtschaftliche Modernisierung und verkehrstechnische Integration des Landes wichtige Anliegen nationalen Selbstverständnisses.
Das gesellschaftliche System des Selbstverwaltungssozialismus wurde dabei in den Reformdebatten nicht in Frage gestellt. Die Änderungen der Bundesverfassung von 1971 stärkten den föderalen Charakter Jugoslawiens. Damit förderte man auch die Aufbruchsstimmung in Kroatien: Über die kulturellen und
wirtschaftlichen Zielsetzungen hinaus wurden auch politische Forderungen laut, wie etwa die Ableistung des Wehrdienstes in der Heimatrepublik, die Veränderung des Schlüssels zur Aufteilung der
Deviseneinnahmen, ein eigener UN-Sitz für Kroatien, die Eingliederung kroatisch besiedelter Gebiete
in Bosnien-Herzegowina.Mit derartigen Forderungen wurden die Republikgrenzen und der Verfassungskonsens in Frage gestellt.Der liberale Flügel der kroatischen Parteiführung erhielt im
November 1971 zusätzlich Unterstützung durch einen Streik der Studenten in Zagreb.
Am 29. November 1971 traf sich Tito mit der kroatischen Parteiführung und sprach ein Machtwort. Tito hatte den „Kroatischen Frühling“ ermöglicht und setzte ihm auch ein Ende.Demonstrationen wurden gewaltsam aufgelöst, es kam zu Verhaftungen und zum Rücktritt der kroatischen Parteiführung. Der
Kroatische Frühling war in seinen Anliegen gescheitert, doch die Erinnerung an die Bewegung und deren Opfer wurde identitätsstiftend für den Aufbau eines Gegenbewusstseins. Die Bundesverfassung von 1974 stärkte erneut die Stellung der Republiken und autonomen Provinzen Jugoslawiens. Die neue
Verfassung diente in ihrer Intention dem Ausgleich möglicher nationaler Spannungen. Das Amt des Staatspräsidenten wurde nach Titos Tod am 4. Mai 1980 abgeschafft und ein achtköpfiges
Staatspräsidium, wie in der Verfassung von 1974 vorgesehen, geschaffen.