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Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 25. Feb 2012 13:59
von France Prešeren
Auch der Bericht der OECD empfiehlt Slowenien eine Erhöhung des regulären Renteneintrittsalters, den Rückzug des Staates aus der Wirtschaft und eine Liberalisierung des Kündigungsrechtes. Erneut wurde auch eine Änderung im Hochschulgesetz gefordert, um Stipendien stärker an die Leistungen der Studierenden zu koppeln.

Bis auf die Liberalisierung des Kündigungsrechtes kann ich da nur beipflichten. Beim Kündigungsrecht stimme ich aber auch nur deshalb nicht zu, da dieses sowieso nur noch für altgediente Angestellte gilt. Alle jüngeren Arbeitnehmer oder noch nicht so lange laufende Arbeitsverträge haben sowieso nichts vom Kündigungsschutz, da anhand von Zeitverträgen dieser längst ausgehebelt wurde.

Bezüglich der Studierenden ist mein subjektiver Eindruck, dass viel zu oft etwas studiert wird, das Slowenien keinen Schritt weiter bringt. Die Zahl der Studienplätze in den verschiedenen Bereichen sollte sich am Bedarf der Wirtschaft orientieren und nicht an der Nachfrage durch die Abiturienten oder weil es immer schon so viele Studienplätze in diesem und jenem Bereich gab. Slowenien ist ein kleines Land und wie ein kleines Unternehmen sollte auch ein kleines Land sich durch höhere Flexibilität auszeichnen und damit den scheinbaren Nachteil in einen Vorteil verwandeln. Das erfordert natürlich auch flexible Köpfe.

Unnötig natürlich zu erwähnen, dass die Gewerkschaften die Regierung bereits aufforderten den Forderungen der OECD nicht zu folgen.

http://www.oecd.org/dataoecd/53/39/49653516.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 25. Feb 2012 21:36
von Alex
Also tut mir leid, aber was die Studienplätze angeht, kann ich dir überhaupt nicht zustimmen!

Jeder Mensch sollte nach seinen persönlichen Eignungen und Stärken gefördert und ausgebildet werden. Wenn sich die Zahl der Studienplätze nach der der Wirtschaft und ihren Bedürfnissen richten soll, wo steckt dann noch die Freiheit im System? Nicht die Wirtschaft macht den Menschen, sondern der Mensch die Wirtschaft. Und wo bleibt da noch der Platz für Kunst und Geisteswissenschaften? Bildung soll nicht nur dem System dienen, sondern den Menschen mündig machen.

Aufgrund deines Forennamen bin ich mir sicher, dass du mir dabei Recht gibst, oder? :winkend:

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 25. Feb 2012 22:15
von Tom
Alex hat geschrieben:Also tut mir leid, aber was die Studienplätze angeht, kann ich dir überhaupt nicht zustimmen!

Jeder Mensch sollte nach seinen persönlichen Eignungen und Stärken gefördert und ausgebildet werden. Wenn sich die Zahl der Studienplätze nach der der Wirtschaft und ihren Bedürfnissen richten soll, wo steckt dann noch die Freiheit im System? Nicht die Wirtschaft macht den Menschen, sondern der Mensch die Wirtschaft.
Im Grunde schon richtig was Du sagst Alex.
Aber in erster Linie ist die Industrie/ Wirtschaft daran interessiert, Ingenieure heran zu ziehen.
Ein so kleines Land wie Slowenien, kann es sich nicht leisten diese "Quelle" versiegen zu lassen. Sicherlich ist es für ein Land auch wichtig die Künste zu fördern, die sind aber für einen wirtschaftlichen Aufschwung eher sekundär zu bewerten.

In schweren Zeiten müssen eben Prioritäten gesetzt werden. Auch wenn es als nicht gerecht erscheint.

Gruß
Tom

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 25. Feb 2012 22:47
von France Prešeren
Es muss eben in einem gesunden Verhältnis stehen. Wenn man es nämlich auf die Spitze treibt und ein Extrembeispiel sucht, braucht man sich nur in vielen islamischen Ländern umzusehen. Zu 100.000 werden dort Koranschüler herangezogen. Wenn im Koran stehen würde, wie man eine Brücke baut oder welche physikalischen Wechselwirkungen es gibt, wäre es ja keine schlechte Idee. Doch dem ist nicht so.

Ich produziere also massenhaft Menschen, die nichts anderes tun werden als dafür zu sorgen, dass ihr Land sich nicht weiterentwickeln wird.

Wie gesagt, das ist ein Extrembeispiel. Wenn man es auf Slowenien bezieht, muss man einfach feststellen, dass es schon jetzt viel zu viele Medien und folglich Journalisten gibt. Obwohl es nur eine Frage der Zeit ist bis diverse Verlage verschwinden oder fussionieren werden, wird im Bezug auf Studienplätze nicht reagiert. Kein Mensch braucht in Slowenien derzeit weitere Journalisten. Selbiges gilt für die künstlerischen Bereiche. Natürlich kann ich nicht sagen, jetzt gibts dieses Studienfach 10 Jahre nicht mehr und dann gehts wieder los.

Was allerdings möglich ist, ist die Konzentration auf die Bereiche, die was bringen. Wer Malerei studieren möchte, kann es gerne auf eigene Kosten tun. Die Mittel müssen dorthin gelangen, wo sie notwendig sind. Man nehme z.B. den Ärztemangel. Selbiges gilt für den großen Bereich der anwendbaren Wissenschaft. Welchen Sinn soll es machen an der Wirtschaft vorbei auszubilden? Ich muss mir ausländische Kräfte holen und gleichzeitig habe ich ein Heer von Taxifahrern, die noch dazu miserabel abschneiden. Vielleicht bessert sich das dann wenigstens.

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 25. Feb 2012 23:56
von Alex
Sagen wir es mal so:

Würde Slowenien tatsächlich 100.000 Maler (Künstler) ausbilden, würde auch gleichzeitig ein neuer Markt entstehen, da dadurch das Bewusstsein in der Bevölkerung einem Wandel unterliegen würde und die Nachfrage für Bilder steigen würde :lachen:

Wirtschaft und überhaupt die gesamte Aktuelle "Krise" ist ein so vielschichtiges wie auch wieder zugleich "plattes" Thema.

Gut, ich muss gestehen, dass ich nicht soviel Ahnung von Slowenien habe. Ist es tatsächlich so, dass zur Zeit vielfach ausländische Ingenieure ins Land geholt werden, um den enormen Bedarf zu decken? Ist es tatsächlich so, dass viele der Arbeitslosen einen Uniabschluss haben und nur keinen Job finden?

Die generelle Staatsverschuldung bei den Industrieländern liegt im System. Die wird man kaum, in keinem dieser Staaten, durch hartes und noch härteres Arbeiten der mittleren und unteren Einkommensklassen ausbessern können.

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 26. Feb 2012 00:42
von France Prešeren
Es ist derzeit viel mehr davon auszugehen, dass die gut ausgebildeten Leute Slowenien verlassen werden, weil es kaum Bedarf gibt. Wie du schon richtig erwähnst, kann man nicht einfach an einer Schraube drehen und alles wird gut. Das ist ein Grund mehr alles zu unternehmen, um den Kindern die Möglichkeit zu schaffen einen möglichst hohen Schulabschluss zu erreichen. Nur wenn ich eine entsprechend große Masse habe an gut ausgebildeten Menschen, werden auch genügend dabei sein, die in Slowenien etwas schaffen und erschaffen.

Gerade das ist es, was Slowenien fehlt. Innovation. Wenn man sich Deutschland anschaut, ist man hier deswegen so erfolgreich, weil ich Menschen mit Ideen habe, die weltweit nachgefragt werden. Sowas gibt es in Slowenien viel zu selten, weshalb man das forcieren muss. Und wie ich schon an anderen Stellen erwähnte, muss sich Slowenien endlich ausrichten. Seine Stärke in einem bestimmten Bereich suchen und dort die Wirtschaft ganz besonders fördern.

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 26. Feb 2012 10:14
von Tom
France Prešeren hat geschrieben: Und wie ich schon an anderen Stellen erwähnte, muss sich Slowenien endlich ausrichten. Seine Stärke in einem bestimmten Bereich suchen und dort die Wirtschaft ganz besonders fördern.
Und dazu gehört sicher nicht das Bilder malen.. :lolwackel:
Alex hat geschrieben:Sagen wir es mal so:

Würde Slowenien tatsächlich 100.000 Maler (Künstler) ausbilden, würde auch gleichzeitig ein neuer Markt entstehen, da dadurch das Bewusstsein in der Bevölkerung einem Wandel unterliegen würde und die Nachfrage für Bilder steigen würde
100.000 Künstler ausbilden, um dann auf einen neuen Markt zu spekulieren...? Sehr gewagt das Ganze.
Um Kunst zu verkaufen, reicht es nicht "nur" Künstler zu sein. Man muss in der Szene auch einen Namen haben. Dann braucht man viele, viele Leute die diese Kunst für viel viel Geld auch kaufen, dass wiederum sind meist Menschen aus der Industrie, die über genug Kapital verfügen.
Ergo, man muss erst mal Abnehmer haben, um den Künstlern auch ein Einkommen zu sichern.


Aber es gibt eine andere gute künstlerische Richtung/Ausbildung in Slowenien; Die Musik.
Hier sind gute Schulen und auch Lehrkräfte vorhanden.


Gruß
Tom

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 27. Feb 2012 17:30
von Benutzer 989 gelöscht
Alex hat geschrieben:Sagen wir es mal so:

Würde Slowenien tatsächlich 100.000 Maler (Künstler) ausbilden, würde auch gleichzeitig ein neuer Markt entstehen, da dadurch das Bewusstsein in der Bevölkerung einem Wandel unterliegen würde und die Nachfrage für Bilder steigen würde :lachen:

Wirtschaft und überhaupt die gesamte Aktuelle "Krise" ist ein so vielschichtiges wie auch wieder zugleich "plattes" Thema.

Gut, ich muss gestehen, dass ich nicht soviel Ahnung von Slowenien habe. Ist es tatsächlich so, dass zur Zeit vielfach ausländische Ingenieure ins Land geholt werden, um den enormen Bedarf zu decken? Ist es tatsächlich so, dass viele der Arbeitslosen einen Uniabschluss haben und nur keinen Job finden?

Die generelle Staatsverschuldung bei den Industrieländern liegt im System. Die wird man kaum, in keinem dieser Staaten, durch hartes und noch härteres Arbeiten der mittleren und unteren Einkommensklassen ausbessern können.

Die Kunst ist brotlos und es können gerade mal 5 x handvoll Künstler in Slowenien überleben. Ist wie mit den Musikern. Es gibt bei uns im Umkreis einen Musiker, der von seiner Mucke leben kann. Der Rest dümpelt irgendwo in einem Job, Nebengeschäft umher usw.
Kunst ist was für masochistische PROs, die sich den Magen versauen, weil diese ständig nichts gescheites zu Fressen haben, weil notorisch ein Geldbeutelproblem.

Kenne einen diplomierten Chemiker, Maschinenbauingenier, mit besten Noten, welche keinen Job in Slo bekommen weil einfach kein Bedarf da ist. Der Chemiker arbeitete paar Jahre im Ausland als Taxifahrer, der Maschinbauer in irgend einem österreichischen Betrieb. In Slowenien haben Viele keine Zukunft. Eine Nachbarin hatte Bestnoten auf der Uni. Ist seit Jahren allerdings eher arbeitslos.

Es gibt 2 x Lösungen:
1. im slowenischen Fett sitzen bleiben und von Eltern/Stütze sich durchfuttern lassen oder
2. Fremdsprachen lernen, in das Ausland gehen, lernen, arbeiten, was schaffen/leisten, Kapital packen und in Slowenien was aufbauen?

Problem: Viele sitzen lieber in ihrem Fett!

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 28. Feb 2012 08:16
von Nadadora
Triglav hat geschrieben:
Alex hat geschrieben:
2. Fremdsprachen lernen, in das Ausland gehen, lernen, arbeiten, was schaffen/leisten, Kapital packen und in Slowenien was aufbauen?

Problem: Viele sitzen lieber in ihrem Fett!
Ich würde mich freuen, wenn mehr Leute den Mut hätten, tatsächlich etwas anzupacken und selbst etwas aufzubauen, und sei es nur ein noch so kleines Unternehmen. Man muss seine Fachkenntnisse nicht unbedingt ins Ausland tragen. Slowenien soll doch profitieren. Apropos Fachkenntnisse: Wieso versteifen sich hier so viele auf ein Studium? Meiner Meinung nach fehlen "Praktiker" - Menschen mit einer soliden Ausbildung, die etwas können, wie Handwerker zum Beispiel. Leute, aus denen sich in Deutschland der typische Mittelstand gebildet hat. Soweit ich weiß, ist die Berufsausbildung ganz gut hier in Slowenien. Wie sind eure Meinungen zur Qualität der Berufsausbildungen?

Re: Empfehlungen der OECD für Slowenien

Verfasst: 28. Feb 2012 19:41
von France Prešeren
Nadadora hat geschrieben:Wieso versteifen sich hier so viele auf ein Studium? Meiner Meinung nach fehlen "Praktiker" - Menschen mit einer soliden Ausbildung, die etwas können, wie Handwerker zum Beispiel.
Weil Slowenien nichts davon hat, wenn der Schreiner das Geld vom Wirt erhält und für einen Elektriker wieder ausgibt. Slowenien als Ganzes kommt nur weiter, wenn der Export angekurbelt wird. Ob jemand mit Studium oder als Handwerksmeister oder als Überlebenskünstler das schafft, ist unerheblich. Die Wahrscheinlichkeit bei einem "handwerklichen" Studium ist allerdings m. E. deutlich höher.

Früher gab es in Slowenien ebenso das duale System, wie es das zumeist auch in Deutschland gibt. Inzwischen entscheiden sich die Kinder mit 14 für eine ungefähre Richtung und darin sind sie dann gefangen. Quereinsteiger, wie in Deutschland häufig der Fall, gibt es kaum in Slowenien. Die entscheiden weit stärker anhand der Ausbildung, ob sie jemanden einstellen oder nicht. Dass jemand etwas anderes gelernt hat und dennoch etwas anderes arbeiten könnte, kommt nahezu keinem Personalleiter in den Sinn.