Lichtverschnutzung!!!...jaja...Lichtverschmutzung

Wenn die Natur besonders zu betonen ist

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MOMO
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Aug 2010 16 22:40

Lichtverschnutzung!!!...jaja...Lichtverschmutzung

Ungelesener Beitrag von MOMO

Slowenien kämpft gegen das böse Licht

Slowenien hat als erstes Land der Welt ein Gesetz gegen "Lichtverschmutzung"
Bei Straßenlaternen werden die gewölbten Reflektoren durch flache ersetzt. Weißes Licht soll durch gelbes Licht ersetzt werden.

Ljubljana - Das schöne Ljubljana ist auch des Nachts schön. Vom Berge grüßt die Festung, und jenseits der drei kleinen Brücken über die Ljubljanica scheint die Fassade der barocken Franziskanerkirche mächtig in die Dunkelheit. Herr Mohar aber blickt auf alles das ganz anders, und wer einmal mit dem freundlichen Herrn durch dessen Heimatstadt gezogen ist, wird nirgends auf der Welt wieder arglos durch nächtliche Straßen spazieren.

Es fängt damit an, dass Andrej Mohar meistens ein etwa faustgroßes Gerät vor dem Auge hat und darin etwas sieht, was andere nicht sehen. Manches kann er auch schon mit ungeschütztem Auge wahrnehmen. Etwa ob Straßenlaternen unten ein flaches Glas haben oder einen gewölbten Reflektor, oder ob die Scheinwerfer auf dem Berge von unten oder von der Seite auf das Kirchlein gerichtet sind. In Ljubljana schauen inzwischen viele Leute so, meistens mit strengem Auge. Hier gibt es nämlich korrekte und gesetzwidrige Lampen. Das kleine Slowenien ist dank Mohar das erste und bisher einzige Land auf der Welt mit einem landesweiten Gesetz gegen Lichtverschmutzung.

Noch ist aber nicht alles gut. "Vierhundertneunundsiebzig!", ruft Mohar triumphierend, reicht das Ding seinem Gast und fragt: "Na? Wo ist da das Komma?" Komma ist da keins. Den Wert 479 zeigt der Leuchtdichtemesser, wie das Gerät sich nennt, vor der kleinen Reklametafel einer Autofirma. 479 ist deshalb so eine sensationelle Zahl, weil wir das Ding gerade gegenüber vor das strahlende Dach einer Petrol-Tankstelle gehalten haben. Da zeigte das Gerät nur 4,63 an. Als der heute 48-jährige Elektronik-Ingenieur vor fünf Jahren anfing, gegen "Lichtverschmutzung" zu kämpfen, fürchteten die Slowenen, der Mann wolle ihnen die Lampen abdrehen. Aber Mohar sagt, er streitet nur gegen "schlechtes Licht" wie das auf der Reklametafel, nicht gegen "gutes Licht" wie das an der Tankstelle. "Ljubljana", sagt er, "ist des Nachts wahrscheinlich heller als die meisten deutschen Städte. Und trotzdem haben wir hier die Verschmutzung schon um ein Fünftel reduziert."

Wer wissen will, was Lichtverschmutzung eigentlich ist und wem sie schadet, muss sich schon auf einen kleinen Vortrag gefasst machen. Am klarsten wird es auf den Fotos vom Nachthimmel, die Andrej Mohar mit einem Teleskop geschossen hat. Selbst im Nationalpark Triglav und sogar auf dem nahen Großglockner in Österreich ist da am Horizont immer ein goldener Streifen zu sehen: die Lichtglocke von Villach oder Salzburg. Je mehr Lichtquellen nach oben, in den Himmel gerichtet sind, desto heller strahlt die Stadt in den Weltraum. Light-Spam, wie das Phänomen auch genannt wird, ist nicht nur lästig für Sterngucker, die gerne mal wieder die Milchstraße sehen würden. Es ist auch schädlich, versichert Mohars Mitstreiter, der Physiker Gregor Vertacnik, und denkt dabei erst einmal an die Insekten, die die hellen Lampen für die Sonne halten und sich an ihnen orientieren. "Nachtfalter fliegen die ganze Nacht um die Lampen herum, vermehren sich nicht mehr und fallen als Nahrungsquelle für Fledermäuse aus."

Von Zugvögeln ist bekannt, dass sie über dem Ozean bis zur Erschöpfung um beleuchtete Bohrinseln kreisen. Aber auch dem Menschen schade es direkt, wenn die Nacht zum Tag würde, betonen die beiden Aktivisten. Bekannt ist, dass das Hormon Melatonin nur freigesetzt wird, wenn es dunkel ist. Es steuert den Tag-Nacht-Rhythmus, schützt am Tage vor Müdigkeit und auf Dauer auch vor Brust-, Prostata- und Darmkrebs, wie Studien belegen. "Die sind morgen alle unausgeschlafen", bemerkt Andrej Mohar auf dem Parkplatz der Autobahn-Raststätte, wo die Lkw-Fahrer von starken Lampen beschienen in ihren Kabinen schlafen. Noch ist viel zu tun.

Dass ausgerechnet Slowenien mit seinem Gesetz der ganzen Welt voraus ist, macht Mohar stolz. "Hier sind die Wege eben kurz", sagt er. Überzeugt werden musste eigentlich nur einer: der damalige Gesundheitsminister. Der war Arzt und fand die Sache mit dem Melatonin so plausibel, dass er ein Dekret erließ. Gekostet hat der Schritt nicht viel. Bei den Straßenlaternen werden die gewölbten Reflektoren nach und nach durch flache ersetzt, die ihr Licht nicht streuen und nur die Straße beleuchten. Für alle Änderungen gibt es Übergangsregeln.

Gelbes statt weißes Licht

Auch der Feind ist hier eher schwach. Die "Lichtindustrie" opponierte vergeblich. Härtester Brocken für die Aktivisten ist die Firma Grah, die mit Leuchtdioden den EU-Markt erobern will. Gerade LED-Leuchten aber produzieren besonders böses Licht: das blaue, das so weit streut wie sonst nur weißes. Gegen das böse blaue und weiße setzen die Lichtschützer von Ljubljana das gelbe und das rote Licht, das sich leichter bündeln lässt.

Tatsächlich ist Ljubljana des Nachts mit seinen Straßenlaternen für den Geschmack eines durchschnittlichen Großstadtmenschen schon ziemlich gelb. "Für das weiße Licht wird immer eingewendet, dass man damit im Dunkeln Farben unterscheiden kann, mit dem gelben aber nicht", sagt Mohar. Das stimme zwar, mache aber nichts. "Warum muss man im Dunkeln Farben unterscheiden können?" Und er lässt - ganz kurz nur, wie es sich für einen Lichtschützer gehört - einen tieferen Grund für sein Engagement aufblitzen: Nacht soll Nacht bleiben

quelle: derstandard.at


geil...das sind sachen,mit denen sich kein mensch sonst beschäftigt...und wahrscheinlich werden auch in den nächsten 10 Jahren andere "wichtigere" Dinge mehr Aufmerksamkeit bedürfen....abertrotzdem verdammt interessant....und sicher nicht irgendeine unwichtige Sache...
..wenn ich mich richtig erinnere, hab ich im Februar 1978 das letzte Mal durchgeschlafen.... :eek: :eek:
...neee, im Ernst...ich könnt mir nicht vorstellen, ineiner Metropole zuschlafen, wo es des nachts blinkt und funzelt in verschiedensten Farben....wie in dem Beitrag erwähnt...Nachts muß es eben Dunkel sein....
Triglav wird jetzt schreiben, das es auch jalousien zu kaufen gibt, aber wo ist der Reiz des nächtlichen Sternenhimmels??? :mrgreen: :mrgreen:
die letzten 3qm hinter Plastik oder alu zu verbringen und das Fenster auf Oberlicht zu stellen, um ein Stück frische Luft zu atmen...???
...bei allem Scheiß, der auch hier verzapft wird, find ich das gut....und ich bin auch dafür, nachts das Licht an den PKW´s abzuschalten.... :lolwackel:

lg
MOMO


....sooo...Licht aus jetzt... :wikingerkeule:
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Tom
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Aug 2010 17 10:12

Re: Lichtverschnutzung!!!...jaja...Lichtverschmutzung

Ungelesener Beitrag von Tom

Das Thema Lichtverschmutzung wurde und wird auch hier immer wieder diskutiert. Nicht nur die "Sternengucker" wären froh über weniger Beleuchtung.
Natürlich sollte die Sicherheit nicht darunter leiden, aber man sollte sich über unsinnig beleuchtete Werbung und taghelle Schaufensterpassagen Gedanken machen.
Mohar hat nennt auch nicht weniger gewichtige Gründe, die Gesundheit. Es gibt mehrere Artikel im Netz über dieses Thema.
Auch die modernen Lichtquellen sind nicht so unumstritten, wie es die Lichtindustrie uns immer darzustellen versucht.
http://aschnabel.bplaced.net/wordpress/ ... 50x112.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;





Hier ein Bild von Europa bei Nacht. Das zeigt doch wie weit wir schon sind.

Bild
Quelle:aschnabel.bplaced.net


Gruß
Tom
Manche Leute drücken nur ein Auge zu, damit sie besser zielen können.
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Benutzer 989 gelöscht
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Aug 2010 18 22:35

Re: Lichtverschnutzung!!!...jaja...Lichtverschmutzung

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

Die Franzosen(Österreicher) hatten früher gelbe Reflektoren in ihren PKW-Beleuchtungen; die XENON-Technik wird sich evtl. mal durchsetzen, wobei wieder pro-Stimmen f. d. Einführung der gelben Lichter sich mehren. ( wie in dem Bericht schon erläutert ).

Wenn man über Lichtverschmutzungsreduktion diskutiert, dann müsste man in ganz Slowenien erstmal die Laserspots( Spielcasino/ AB rechts/ vor oder nach Bled ) und die ganzen Strahler f. die Kirchen abschalten?
Die Laserspots sind wohl nervig aber die dezenten Beleuchtungen der Kirchen/Kapellen auf den Hügeln schauen schon dezent aus - da gibt es nix zu meckern.

Nervig ist, wenn Dir eine Gemeinde eine doofe Straßenlaterne direkt vor Deine Hütte hinbaut und dann nicht gewillt ist, eine Schattenfolie aufzuziehen. Da hilft dann nur noch paarmal degegentreten bis die Quecksilberhochdrucklampe irgendwann mal den Geist aufgibt :hintern: Aktuell wurde auf orangene Lichtfilter umgestellt. Ist merklich angenehmer, wenn um 3 Uhr früh noch auf dem Balkon ein Bier trinken muss...ähmm eine Schokolade essen muss :smile:

Die LED-Technik steckt noch in den Kinderschuhen. Bis zur Serienreife vergehen noch paar Jahre und bis dahin gibt es evtl. ein Alternative-Leuchtmittel. Wobei die Glühbirne/Queck kaum ersetzbar ist, in Bezug auf Wahrnehmung/Empfindung. Energiesparlampen sind schön und gut, haben aber ein ekelhaftes Licht; auch teurige Osram-Qualitätsleuchtmittel. LEDs haben bisherig kaum überzeugt. Auch reichen nicht mehr 1 oder 2 Anschlüsse pro Raum f. den Anschluss der Leuchten. Um einen Raum mit LED`s ausreichend ausleuchten zu können, bedarf es mehrerer Anschlüsse, weil LED-Leuchtmittel punktuell den Raum beleuchten; d.h. es enstehen Schattenränder in einem mit LED beleuchteten Raum. Ob das nun krank machen kann? Da werden sich die Wissenschaftler noch jahrelang rummstreiten? :spinnt:

Neuere Entwicklungen bei Quecksilbermittel- und Quecksilberhochdrucklampen haben zwar geringere UV-Anteile im Licht, was aber für die Lösung des Umweltproblems noch nicht ausreicht.
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