Kinder von heute werden in Watte gepackt

Das Miteinander betreffend
Benutzeravatar

Thema-Ersteller
arcalis
Forumsüchtig geworden
Beiträge: 1365
Registriert: 4. Jan 2010 18:31
Geschlecht: weiblich
Slowenischkenntnisse: Keine
Wohnort: Welt
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 20 Mal
Germany
Jul 2010 28 19:54

Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von arcalis

Hab vorhin was Schönes gelesen, das sprach mir wirklich aus der Seele:
Kinder von heute werden in Watte gepackt

Wenn du als Kind in den 70er Jahren oder früher lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten.

Wir saßen in Autos ohne Kindersitz, Sicherheitsgurte oder Airbags.
Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium.
Die Fläschen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flaschen mit Unkrautmittel.
Auf dem Rad trugen wir nie einen Helm.
Wir tranken aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.
Wir bauten Seifenkisten und stellten bei der ersten Fahrt den Berg hinab fest, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Fahrten in den Graben klar.
Wir gingen nach der Schule aus dem Haus zum Spielen und mußten erst zu Hause sein, wenn es dunkel wurde. Niemand wußte, wo wir waren und niemand hatte ein Handy dabei.
Wir sind aus Bäumen gestürzt, haben uns geschnitten, brachen uns die Knochen und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren Unfälle und unsere eigene Schuld.
Wir prügelten uns und kamen grün und blau nach Hause. Damit mußten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht.
Wir assen Schokolade, Kekse, tranken süßen Sprudel und niemand wurde dick.
Wir tranken mit allen aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.
Keiner brachte uns irgendwo hin oder holte uns ab. Auch im Winter nicht. Man fuhr mit dem Fahrrad oder ging zu Fuss.

Wir hatten nicht: Nitendo, X-box, Playstation, 64 Fernsehkanäle, DVD, Surround Sound, eigene Fernseher und Computer.
Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Strasse. Wir gingen zu ihnen ohne Termin oder Wissen unserer Eltern.
Wir spielten mit Stöcken und Bällen, aßen Würmer und Kaulquappen und hatten Fahrtenmesser.

Und die Prophezeiungen traten nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir uns nicht besonders viele Augen aus. Es ist auch keiner in sein Messer gestürzt und es wurde auch niemand erstochen.

Beim Fußball draussen durfte nur mitspielen, wer gut war. Wer nicht gut war, mußte zusehen und lernen, mit Enttäuschungen klar zukommen.
Manche waren in der Schule nicht so schlau wie die anderen und blieben sitzen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und man mußte dafür gerade stehen.
Wenn einer gegen das Gesetz verstoßen hatte, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel raushauen. Im Gegenteil: Sie waren derselben Meinung wie die Polizei.
So was!
Autor: unbekannt, stand im Stern 1/2004

Genau so war es. :smile: Und heute ist es oft das genaue Gegenteil. Aber das richtig Schöne an der Kindheit war doch oft das, was heute oft verboten wird, weil zu gefährlich, zu ungesund, zu unsozial.

Vielleicht sollten die Eltern von heute wirklich mal drüber nachdenken, dass man den Kindern nicht wirklich hilft, indem man sie mit Sagrotan wäscht, ihnen alles abnimmt, alles leicht macht und ihnen jede Enttäuschung erspart.
:grillen: :stoesschen: :rose: :hofmachen:
Versuchungen sollte man nachgeben.
Wer weiß, ob sie wiederkommen!

Oscar Wilde
Benutzeravatar

France Prešeren
Gehört zum Foruminventar
Beiträge: 5764
Registriert: 13. Jun 2009 13:34
Geschlecht: männlich
Slowenischkenntnisse: Umgangssprachlich (Smalltalk)
Wohnort: Novo mesto
Hat sich bedankt: 504 Mal
Danksagung erhalten: 997 Mal
Gender:
Slovenia
Jul 2010 28 20:54

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

Genau meine Meinung. Heutzutage dürfen Kinder nicht näher als 5 Meter an den Grill und besser überhaupt nicht in den Garten, wenn der Grill an ist.
Sobald ein Kind einen "lebensgefährlichen" Schiefer im Finger hat, wird die Notfallambulanz der nächsten Klinik bemüht, die diesen hochprofessionell und in möglichst keimfreier Atmosphäre entfernen muss.
Erlaubt sich ein Kind doch tatsächlich immer draußen zu spielen und abends erst heimzukommen, ist es auf jeden Fall hyperaktiv und damit hat es sicher auch ADS.
Hände werden nicht mehr einfach mit Seife gewaschen, nein, die "fürsorgliche Mutter" lässt die Hände mit Sagrotan desinfizieren und benutzt natürlich Waschmittelzusätze, die Kleidung "hygienisch rein macht" und "nicht nur sauber".
Selbstverständlich müssen Kinder zum Psychologen, wenn sie eine Landschaft mit Regenwolken malen oder zum Logopäden, weil sie mit 6 noch nicht superkalefragelistigexpialigetisch rückwärts sagen können.

Und wie war es bei mir früher? Es parkten dort Autos, wo jetzt ein halteverbot besteht, weil der Bürgersteig an der Schule vorbei führt. Es ist eine 30er Zone aus dem selben Grund, wo wir anscheinend um unser Leben zu fürchten hatten. Mit dem Fahrrad habe ich Stürze hingelegt, heutzutage wäre die Stadt, der Innenminister und selbst der Fahrradhersteller noch verklagt worden. Wir sind nicht hingefallen, wenn eine Gehwegkante nicht markiert war und wenn doch, bekam man noch Anschiss, weshalb man denn die Beine nicht hebt.
Und das beste waren die Schilder an allen Baustellenzäunen, "Eltern haften für ihre Kinder". :lachend: Und wen hat es interessiert? :gruebel:

Ach und vieles mehr.......
Nazadnje še, prijatlji,kozarce zase vzdignimo,ki smo zato se zbrat'li,ker dobro v srcu mislimo.
Benutzeravatar

Tom
Forumsüchtig geworden
Beiträge: 2723
Registriert: 20. Jun 2009 22:50
Geschlecht: männlich
Slowenischkenntnisse: Umgangssprachlich (Smalltalk)
Wohnort: Schwaobaländle
Hat sich bedankt: 98 Mal
Danksagung erhalten: 173 Mal
Slovenia
Jul 2010 29 10:21

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von Tom

.... es gab eine klare Rangordnung. Respekt vor den älteren. Und sollte es mal zu einer Keilerei gekommen sein, dann war das normal und man lernte die sich unter zu ordnen. Heute wird ja weiter geschlagen bis zur Querschnittslähmung oder zum Tod.
Heute springen die Kids schon rum wie geisteskranke Rapper und bilden sich ein von der Gesellschaft im Stich gelassen worden zu sein. Früher sagte man dazu Faulheit oder Taugenichts.
Ein tritt in den allerwertesten wäre hier das mindeste. Aber die meisten Eltern sind ja heute mehr mit Kariere oder andere mit Hartz IV beschäftigt.

Aus Flüßen haben wir getrunken und uns an Feuerstellen Kartoffeln vom Acker gekrillt. ( ab und zu gabs auch mal nen kleinen Fisch :pfannkuchen: )
Wenn ich heute immer sehe, wie die Mütter ihre Söhne zum Fußballtraining fahren in ihren Mini-Vans, dann bekomm ich fast Heulkrämpfe. Früher bist du 5 KM ins Training geradelt oder gelaufen und danach wieder heim. Heute wartet Mami´s Sammeltaxi und ne Tüte von Mc. Donalds ist auch schon parat.

Traurig. Am meisten aber ärgert mich die Verdummung der Jugend durch die Medien. Da werden Soaps gezeigt, wie man als Dummchen und ohne Schulbildung gut durchs leben kommt. Drogen und Alkoholabhängige möchtegern Stars werden bis in die Gefängniszellen begleitet und jeder Pfurtz wird dokumentiert. Was sind das denn für Vorbilder?

Zu meiner Jugendzeit hat das TV- Programm am Nachmittag um 14 Uhr begonnen. Heute laufen baller und Science-Fiction Serien schon um 5 Uhr morgens. :spinnt:


Klar darf man die Verantwortung nicht auf andere schieben, aber man sollte sich in der Politik mal gedanken über das Medienverhalten machen.

Den kommenden und werdenden Eltern sei gesagt, laßt die Kinder Kinder sein und auch mal auf die Schnauze fliegen. Denn nur dann lernt man.
:hutzigarre:
Manche Leute drücken nur ein Auge zu, damit sie besser zielen können.
Benutzeravatar

muc
Schreibt hin und wieder
Beiträge: 28
Registriert: 21. Jul 2010 21:24
Geschlecht: weiblich
Slowenischkenntnisse: Fließend verstehen und sprechen
Wohnort:
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Jul 2010 29 19:42

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von muc

oooooooooooooooooooooooooooooooooooh je,

ja, ja, ja, ihr habt ja recht, aber 30 Jahren wird man genau so über die Zeit heute denken. Ich mein, setz dein Kind mal wider besseren Wissens ohne Kindersitz ins Auto und ohne Helm aufs Fahrrad - never. Wir beschützen, was wir lieben. Eltern waren nicht mutiger, sie wusstens nur nicht besser. Hey, vor den 70igern sind das die, die ihre Babys mit Tüchern festgezurrt haben, weil man dachte, es tut ihnen gut (japs) und ich gehöre zu der Generation, die noch abends beim Mittagessen sitzen musste, weil ....das Kind MUSS doch essen (und wieviel bestimmt dann die Mutter, toll)

Fazit; ich finds toll drüber zu lachen, aber ich BIN Mutter :mrgreen:
Benutzeravatar

Thema-Ersteller
arcalis
Forumsüchtig geworden
Beiträge: 1365
Registriert: 4. Jan 2010 18:31
Geschlecht: weiblich
Slowenischkenntnisse: Keine
Wohnort: Welt
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 20 Mal
Germany
Jul 2010 30 10:09

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von arcalis

muc hat geschrieben:setz dein Kind mal wider besseren Wissens ohne Kindersitz ins Auto und ohne Helm aufs Fahrrad - never. ... Eltern waren nicht mutiger, sie wusstens nur nicht besser.
Sicher sollte man das Rad der Zeit an der Stelle nicht zurückdrehen, wo es um Sicherheit geht. Da gebe dir natürlich völlig Recht - und hätte es damals schon Fahrradhelme gegeben, hätten mir meine Eltern sicher auch einen aufgesetzt. Der Artikel ist, was diese Dinge angeht, natürlich sehr überspitzt.

Aber einige Passagen treffen genau auf den Punkt. Viele Kinder werden von den Eltern nicht normal, sondern wie ein rohes Ei behandelt.

Sei es was die "Hygiene" angeht - hatten wir früher Allergien? Nein - und dies wahrscheinlich, weil uns als Baby schon jeder ohne Mundschutz und Gummihandschuhe auf den Arm nehmen durfte, wir als kleine Kinder in Matsch und Dreck spielten und meist noch einen Hund dabei hatten, mit dem wir das Eis teilten. Heute wird von vielen Muttis jede mögliche "Verunreinigung" von den Kindern fern gehalten; die Bude wird von morgens bis abends desinfiziert und am liebsten würden sie die Kleinen den ganzen Tag in einen Reinraum packen, damit bloss nichts dran kommt. Sicher gut gemeint, aber es ist ja inzwischen erwiesen, dass genau dieses Fehlverhalten oft die ganzen Überempfindlichkeiten befördert.

Auch die Unsitte, die Kinder morgens mit dem Wagen bis ins Klassenzimmer zu fahren und selbiges setzt sich dann mit Klavierlehrer, Fußballtraining, Malkurs usw fort. "Das Kind kann doch nicht morgens 20 Minuten bis in die Schule laufen. Und es ist so gefährlich!" Viele Kinder sind daher gar nicht mehr in der Lage, sich gefahrlos allein als Fussgänger oder Radfahrer im Verkehr zu bewegen, weil sie es fast nie gemacht haben. Und genau die verunglücken dann häufiger, wenn sie mal allein unterwegs sind, weil ihnen jede Übung fehlt.

In beiden Fällen wollen die Eltern den Kindern was Gutes tun - aber erreichen mit der Fürsorge dann das Gegenteil.

Den größten Fehler sehe ich aber darin, die Kinder solange es geht vor der "bösen" Welt und den bestehenden Realitäten beschützen zu wollen. Keine Schulnoten, kein Sitzenbleiben, bloss kein Konkurrenzdenken - die lieben Kleinen leben in einem Vakuum, ohne sich irgendwann mal behaupten oder durchbeissen zu müssen. Und das mußten die Kinder früher. Man mußte sich anstrengen, sonst schaffte man die Klasse nicht. Und wenn es so kam, wurde zu Hause nicht ein Gesprächskreis gegründet und ein Psychologe zurate gezogen, sondern es gab einen Monolog über Faulheit in der Schule und den Ernst des Lebens, Fernsehverbot und in den Ferien war Lernen angesagt, damit zumindest die Nachprüfung vielleicht klappt. Habs im Freundeskreis mehrfach erlebt.
Was ich sagen will: Man macht es den Kinder vordergründig leicht, aber fürs Leben schwerer, wenn man sie unter eine Käseglocke stellt. Wenn sie dann "groß" sind, stehen sie nämlich dann auf einmal in der harten Realität und sind in keinster Weise gewappnet.
Und das haben unserer Eltern früher anders und richtiger gemacht. Wir wurden besser auf das Leben vorbereitet. Es war selbstverständlich, dass man zu Hause mithelfen mußte. Dass man in der Schule was bringen mußte - ansonsten hatte es auch zu Hause Konsequenzen. Aus Streitigkeiten im Freundeskreis hielten sie sich raus, da mußten wir selbst klarkommen. Weil auch meine Eltern wußten, dass ich bestimmt nicht immer im Recht war :mrgreen: Allerdings standen sie hinter einem, wenn es um Situationen ging, wo einem wirklich etwas Unrechtes geschah.

Nicht wir Kinder führten zu Hause das Regiment, sondern die Eltern. Es gab gewisse Regeln der Höflichkeit, die einzuhalten waren. Man grüßte als Kind zurerst und gab die Hand, blieb beim Essen halbwegs vernünftig am Tisch sitzen bis alle fertig waren und ich hätte es wagen sollen, im Supermarkt einen Aufstand zu machen, weil ich dies oder das nicht bekomme. Wenn ich heute oft sehe, wie wutentbrannte Kinder sich vor dem Ständer mit den Ü-Eiern auf dem Boden wälzen bin ich manchmal sprachlos. Und die Eltern stehen daneben und lassen die kleinen Tyrannen gewähren. Wenn es gar nicht mehr geht, muss halt der Kinderpsychologe her. Es ist erschreckend, wie viele Kinder in Behandlung sind.

Mit Sicherheit gibt es viele Unterschiede zwischen damals und heute, die einfach im Lauf der Zeit und dem technischen Fortschritt ihren Ursprung haben. Und es ist gut, dass es so ist.
Aber es ändert nichts daran, dass heute oft eine "Überbegluckung" der Kinder stattfindet. Auch früher waren die Kinder ihren Eltern das Wichtigste im Leben - aber sie haben sie nicht auf den Sockel gestellt und zum Goldenen Kalb gemacht wie es heute oft geschieht. Das Ergebnis einer solchen Verhaltensweise sind nämlich dann häufig ziemlich lebensuntaugliche (nie mit Schwierigkeiten konfrontiert gewesene) selbstbezogene Egoisten.

Wobei man bei der ganzen Diskussion feststellen muss, dass es bei den hier besprochenen Kindern und Eltern um die eine von zwei Gruppen geht. Die andere Gruppe bringt Leistungsempfänger in zweiter oder auch schon dritter Generation hervor und macht das Gegenteil der "Übereltern" und verhält sich im wahrsten Sinne des Wortes "asozial": diese Gruppe läßt die Kinder verblöden, verkommen und manchmal auch verhungern. Das ist die noch wesentlich traurigere Wahrheit. Und die Gruppe dieser Kinder wird immer größer, da gerade diese "Eltern" sich wesentlich häufiger vermehren als die anderen. Und um diese Kinder "darf" sich dann die Gesellschaft kümmern.
:grillen: :stoesschen: :rose: :hofmachen:
Versuchungen sollte man nachgeben.
Wer weiß, ob sie wiederkommen!

Oscar Wilde
Benutzeravatar

muc
Schreibt hin und wieder
Beiträge: 28
Registriert: 21. Jul 2010 21:24
Geschlecht: weiblich
Slowenischkenntnisse: Fließend verstehen und sprechen
Wohnort:
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Jul 2010 30 16:12

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von muc

Den größten Fehler sehe ich aber darin, die Kinder solange es geht vor der "bösen" Welt und den bestehenden Realitäten beschützen zu wollen. Keine Schulnoten, kein Sitzenbleiben, bloss kein Konkurrenzdenken - die lieben Kleinen leben in einem Vakuum, ohne sich irgendwann mal behaupten oder durchbeissen zu müssen. Und das mußten die Kinder früher. Man mußte sich anstrengen, sonst schaffte man die Klasse nicht.

Ich kann dir in vielen Dingen recht geben und es ist, wie es immer ist; kein Thema ist schwarz oder weiß, es gibt immer grau-Töne. Nur das mit dem nicht durchbeissen müssen macht mich sehr, sehr nachdenklich. Unabhängig davon gibt es auch noch Eltergruppe 3, das ist die Elite-Gruppe und die Kinder gehören dazu, um jeden Preis.

Nicht durchbeissen müssen... wir leben in einer Leistungsgesellschaft die den Druck zunehmend auf ihre Kinder weitergibt. Ich bin mit sieben eingeschult worden, meine Tochter jetzt mit sechs. Meine Nichte gehört zu dem Jahrgang, in dem das verkürzte Abi eingeführt wurde. Sie ist nach den Hausaufgaben eingeschlafen und ihre Mutter musste sie zum Vokabel-üben wieder wecken. Da reden wir noch nicht von: den Lehrstoff nicht verstanden. Wenn das passiert wäre - oh je.
Wenn sie mich besuchen kommen (Fahrt 1,5 Std) dann macht sie im Auto Schularbeiten oder lernt. Zeit bleibt nicht wirklich. Resultat: 70% der Klasse und das ist kein Scherz, hat aufgegeben. Es waren etliche mit Magenproblemen usw. dabei. DAS ist ein Luxus, den sich die Gesellschaft erlaubt. Wahnsinn. Ich hab beruflich viel mit "Erwachsenen" zu tun, die dem Leistungsdruck ihrer Arbeit nicht mehr standhalten und das sind bei weitem nicht alles "Weicheier". Die Anzahl an psychischen Erkrankungen nimmt stetig zu. Wir bringen das schon unseren Kindern bei. Und wenn die Entscheidung für die weiterführende Schule Hauptschule lautet, na dann muss man sich auch nicht mehr anstrengen. Dort lernt man Hartz IV Anträge auszufüllen. Gibt es tatsächlich. Auch das war früher anders, da war Hauptschule noch tolerabel.

Kein schwarz oder weiß....
Benutzeravatar

Thema-Ersteller
arcalis
Forumsüchtig geworden
Beiträge: 1365
Registriert: 4. Jan 2010 18:31
Geschlecht: weiblich
Slowenischkenntnisse: Keine
Wohnort: Welt
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 20 Mal
Germany
Jul 2010 30 16:44

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von arcalis

muc hat geschrieben: Nicht durchbeissen müssen... wir leben in einer Leistungsgesellschaft die den Druck zunehmend auf ihre Kinder weitergibt. Ich bin mit sieben eingeschult worden, meine Tochter jetzt mit sechs. Meine Nichte gehört zu dem Jahrgang, in dem das verkürzte Abi eingeführt wurde. Sie ist nach den Hausaufgaben eingeschlafen und ihre Mutter musste sie zum Vokabel-üben wieder wecken. Da reden wir noch nicht von: den Lehrstoff nicht verstanden. Wenn das passiert wäre - oh je.
Wenn sie mich besuchen kommen (Fahrt 1,5 Std) dann macht sie im Auto Schularbeiten oder lernt. Zeit bleibt nicht wirklich. Resultat: 70% der Klasse und das ist kein Scherz, hat aufgegeben. Es waren etliche mit Magenproblemen usw. dabei. DAS ist ein Luxus, den sich die Gesellschaft erlaubt. Wahnsinn. Ich hab beruflich viel mit "Erwachsenen" zu tun, die dem Leistungsdruck ihrer Arbeit nicht mehr standhalten und das sind bei weitem nicht alles "Weicheier". Die Anzahl an psychischen Erkrankungen nimmt stetig zu. Wir bringen das schon unseren Kindern bei.
Kein schwarz oder weiß....
Das Problem mit der Verkürzung auf 12 Jahre an Gymnasien und Gesamtschulen trifft die Kinder sicherlich hart - aber da liegt der Grund eher darin, dass die Umsetzung dilettantisch ist. Lehrpläne wurden nicht entschlackt aber die Lehrzeit verkürzt. Nur grundsätzlich halte ich es für nicht unzumutbar - in anderen Ländern ist es seit jeher Gang und Gäbe. Und wenn es richtig gemacht wird, kommen auch die Kinder damit klar. Aber derzeit - da hast du Recht - ist dieser Punkt gerade hier in NRW ein Ärgernis und für die Kinder ein Stress, der nicht notwendig wäre. Da hat die Politik versagt.

Nochmal zurück und vielleicht ist die Frage provokant - aber ist die heutige "Leistungsgesellschaft" wirklich schlimmer als früher? Oder kommt sie uns nur so vor - egal ob bei den Kindern oder Erwachsenen - weil unserer Leistungsfähigkeit einfach abgenommen hat?
Blickt man zurück: welche Leistungen mußten unsere Urgroßeltern, Großeltern und Eltern als Kinder und auch als Erwachsene erbringen? Meine Eltern stammen beide aus der Landwirtschaft und mußten als Kinder nach der Schule auf dem Hof mitarbeiten. Jeden Tag. Das war mit Sicherheit nicht schön und ist heute gottlob nicht mehr notwendig, dass Kinder in dem Masse mit arbeiten. Aber sie haben trotz dieser "Doppelbelastung" beide die Schule gut gepackt. Die Kinder der Kriegsgeneration mußten mangels Vater auch jeden Tag mit anpacken und Verantwortung übernehmen. Die Kriegerwitwen standen allein ohne Mann und oft auch noch ohne Heim oder Heimat da. Die Leistungen, die damals erbracht wurden, sind in meinem Augen mit Sicherheit nicht weniger "stressig" gewesen als die, die heute im Berufsleben oder in der Schule abgefordert werden.
Heute aber werden die Leute krank davon. Die Erwachsenen wie auch die Kinder. Warum? Das frage ich mich wirklich und eine Antwort habe ich noch nicht darauf gefunden. Nur wie gesagt vielleicht die Erklärung, dass die Menschen heute einfach nicht mehr so leistungsfähig sind wie früher.
Und da frage ich mich weiter, ob der "Grundstein" dafür nicht bereits in der Kindheit gelegt wird. Du sagst, du hast beruflich häufig mit "überforderten" Leuten zu tun. Warum sind sie es? Ich habe hier in der Arbeit zweimal erlebt, dass Leute wegen Überforderung ausfielen - wobei die jetzt objektiv gesehen nicht mehr zu tun hatten als die anderen auch. Druck und Stress ist immer subjektiv. Was der eine noch locker packt, macht den anderen fertig. Die Anzahl derer die es nicht mehr packen und mit Krankeit reagieren nimmt laufend zu. Und das versteh ich nicht.

Ich gebe dir natürlich in dem Punkt Recht, dass es nicht nur schwarz oder weiss geben kann. Aber eine grundsätzliche Tendenz, von der es natürlich immer Ausnahmen gibt.
:grillen: :stoesschen: :rose: :hofmachen:
Versuchungen sollte man nachgeben.
Wer weiß, ob sie wiederkommen!

Oscar Wilde
Benutzeravatar

muc
Schreibt hin und wieder
Beiträge: 28
Registriert: 21. Jul 2010 21:24
Geschlecht: weiblich
Slowenischkenntnisse: Fließend verstehen und sprechen
Wohnort:
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Jul 2010 30 20:45

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von muc

Nochmal zurück und vielleicht ist die Frage provokant - aber ist die heutige "Leistungsgesellschaft" wirklich schlimmer als früher? Oder kommt sie uns nur so vor - egal ob bei den Kindern oder Erwachsenen - weil unserer Leistungsfähigkeit einfach abgenommen hat?

...ich bin mir sicher, dass die Leistungsfähigkeit nicht abgenommen hat. Natürlich waren Arbeitszeiten noch vor 20 Jahren anders und auch das mithelfen müssen war eindeutig so, dennoch hatte es eine andere Qualität. Als ich Anfang 20 war sagte ein gerade gewordener Rentner: weißt du, wir haben früher 60 und mehr Stunden gearbeitet und auch wenn wir heute eine 35 Stunden Woche haben, war das arbeiten früher mit 60 Stunden und mehr leichter. Ich weiß, was er meinte. Es ist nicht ausschlaggebend, wie LANGE man arbeitet, wesentlicher ist, wie sie konkret aussieht. Bei den 60 Stunden wurde der Grill Samstags in der Firma angeschmissen, an Weihnachten hat man aufgeräumt und dann zusammengesessen. Es gab unter den Beschäftigten einen ganz anderen Zusammenhalt- auch das hat sicherlich Einfluss. Arbeiten waren völlig anders strukturiert. Diese kleinen Inseln gibt es heute nicht mehr. Dazu kommt, dass Unternehmensleitungen früher stolz auf langjährig Beschäftigte waren, heute findet man das in der Regel nur noch in Eigentümergeführten Firmen (auch hier gibt es grau) und Menschen konnten früher davon ausgehen, dass ihr Job "sicher" ist, sofern sie sich nicht ganz zweifelhaft anstellen. Wer kann so etwas heute noch behaupten? Es sind nur wenige Beispiele, die die Arbeitswelt nachhaltig verändert haben und wenn man früher eher von Verschleißerscheinungen sprechen musste, so haben wir es heute (und wir stehen da erst am Beginn) mit psychischen Erkrankungen zu tun. Das verhexte ist, dass man die erst wirklich sieht, wenn es schon sehr spät ist.
Benutzeravatar

Benutzer 989 gelöscht
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Aug 2010 02 23:56

Re: Kinder von heute werden in Watte gepackt

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

da ist schon was drann :mrgreen:

Früher verbrachte man die halbe Jugend im Wald, auf den Bergen, rauchte Judenstrick, sammelte Wehrmachtsglump, baute eine Kaba-Disko aus, hörte Schallplatten von FrankZappa, DeepPurple, Pink Floyd, baute sich aus Omo-Waschtrommeln Ritterrüstungen und schlug sich gegenseitig solange mit Knüppeln auf die super-Rüstung, bis diese wieder kaputtgingen. Man haute sich gegenseitig die Mütze voll, als Bandenmitglied. Sprengte Modellbau-Autos, Schiffe, Flieger alles in die Luft, soff bis zum Colarausch literweise Pepsi, grillte die Würste am Stöckchen + auf lemigen Klappspaten, motorisierte den öden Kettcar mit einem Rasenmähermotor, seilte sich von Felswänden, Hausdächern ab und fackelte fast Häuser, Heustadel mit geweihten Kerzen, defekten Dampmaschinen ab, flog in Kuhscheisse, Hundekot. Fraß Gras, Würmer, Schnecken, Spinnen - wer war der mutigste? :multijump: Ärgerte den Nachbarn solange, bis er mit der Flinte hinterherschoss. Soff dem Pfarrer den Messwein weg und frass die "geweihten Hostien" paketweise. Den ersten Computer lötete man als Bausatz noch selber von Hand und schloss diesen an den Fernseher an. Der alte Radio vom Opa musste herhalten und wurde umgebaut zu einem Gitarrenverstärker und Omo-Waschtrommeln waren das erste Schlagzeug. Fahrräder wurden als 9-jähriger selber komplett bis auf die Kugellager auseinander und wieder zusammengebaut. Den ersten Rausch verbrachte man unter der Tischtennisplatte und kotzte diese von unten an, sodass die Sauce wieder auf das besoffene Gesicht heruntersabberte.
Zum Skilift lief man noch selber mit dem Schlitten und der Skiausrüstung hin, zum Fussball fuhr man mit dem umgebauten Fahrrad noch selber hin...und bei Regen wälzte man sich solange im Dreck, bis man vor lauter Lehm, Steine die Hose nicht mehr ausziehen konnte und man von den Eltern paar ordentliche Schellen bekam.
Alles überlebt!

die heutige Jugend ist schon eine rechte Weicheigeneration? :ueberleg:

Die Arbeitsbedingungen haben sich dagegen merklich verschärft; wenn man den Alten so zuhört, war es in der Vergangenheit doch noch etwas entspannter.
Früher baute man an einem schwindligen Haus mehrere Monate. Heute muss die Hütte in 4 Wochen stehen und das nur noch mit einem Drittel Personal.
Zudem kommt noch der notorische Drang zur Komplett-Verschuldung :spinnt: Haus haben aber bis zur Rente abzahlen und keinen Urlaub mehr haben? :klatschend: Bravo!
Antworten

Erstelle einen Zugang oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst registriert sein, um kommentieren zu können

Erstelle einen Zugang

Kein Mitglied? Registriere dich jetzt
Mitglieder können kommentieren und eigene Themen starten
Kostenlos und dauert nur eine Minute

Registrieren

Anmelden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste