Der Slowene Igor Simčič hat das Segel-Team „Esimit“ gegründe

Slowenien ist klein, aber sehr aktiv

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Mai 2015 01 15:45

Der Slowene Igor Simčič hat das Segel-Team „Esimit“ gegründe

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„Esimit“-Chef Igor Simčič: „Wir segeln für Europa“

Der Slowene Igor Simčič hat das Segel-Team „Esimit“ gegründet. Im FAZ.NET-Interview spricht er über das Statement für Europa, Skipper Jochen Schümann – und Geld von Gasprom.

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Das Team „Esimit“ - benannt nach Ihrem früheren Unternehmen - segelt nicht für einen Yachtclub oder ein Land, sondern unter europäischer Flagge. Wie ist es entstanden?

Ich habe „Esimit“ 1995 ins Leben gerufen. Es war zuerst eine Kooperation zwischen zwei Teilen einer getrennten Stadt, Görz in Italien und Nova Gorica in Slowenien. Eine ähnliche Geschichte wie in Ost- und West-Berlin, nicht mit der gleichen Tragweite, aber mit den gleichen Herausforderungen. Ich habe damals in Italien gearbeitet und in Slowenien gelebt, bin jeden Tag über die Grenze gefahren (Slowenien trat 2007 dem Schengener Abkommen bei, die Grenzkontrollen waren zuvor streng; Anm. d. Red.) und musste immer daran denken, wie unglücklich diese Trennung war, für die Wirtschaft, die gesellschaftliche Entwicklung und die Beziehungen der Menschen untereinander. Dann habe ich die Bürgermeister von Görz und Nova Gorica gefragt, ob sie mich unterstützen wollen, ein Segelteam ins Leben zu rufen, das beide Städte repräsentiert. So haben wir angefangen. Das Ergebnis konnte sich vor allem politisch sehen lassen: Zum ersten Mal gab es ein gemeinsames Symbol für die Menschen dort. Das war ein großer Erfolg.

War Ihr Team von Beginn an als europäisches Projekt geplant?

Ja, schon damals war das Emblem umringt vom Motiv der europäischen Sterne. Es zeigte drei Flaggen: die slowenische, die italienische und die europäische. 1999 haben wir es dann ausgeweitet. Von da an repräsentierte „Esimit“ ganz Slowenien und die italienische Region „Friuli-Venezia Giulia“. Der damalige slowenische Außenminister Boris Frlec und der italienische Ministerpräsident der Friuli-Venezia Giulia-Region, Roberto Antonione, trafen sich am Abend vor der Barcolana-Regatta in Triest. Das war das erste Mal, dass sie sich begegneten, um eine gemeinsame Sache zu unterstützen und nicht Probleme an der Grenze zu besprechen. Für mich war das wichtig, denn nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Beziehungen zwischen Italien und Slowenien sehr angespannt. 2002 hat uns Pat Cox, der damalige EU-Präsident, gestattet, unter europäischer Flagge zu segeln, seit 2006 ist die Europäische Kommission Schirmherr unseres Teams.

Auf Ihrer Internetseite werden Sie folgendermaßen zitiert: „Mehr als je zuvor benötigt das heutige Europa starke und gewinnende Symbole.“ Warum?

Ich finde es wichtig, dass Europäer sich zuallererst als Europäer verstehen und dann zum Beispiel als Deutsche oder Franzosen. Aber es muss auch mehr Symbole geben, die den Leuten dieses Zugehörigkeitsgefühl erleichtern. Die kann besonders der Sport liefern. Stellen Sie sich nur mal ein Fußballspiel zwischen den Vereinigten Staaten und einer Auswahl der Europäischen Union vor. Die Leute könnten sich schlagartig mit der EU identifizieren. So etwas brauchen wir dringend.

Jochen Schümann, dreifacher Olympiasieger und zweimaliger Gewinner des America’s Cup, ist Ihr Skipper. Wie konnten Sie ihn für „Esimit“ gewinnen?

2010 wurde Gasprom unser Hauptsponsor. So konnten wir eines der schnellsten Segelboote der Welt, die „Esimit Europa 2“, kaufen. Dafür brauchten wir natürlich auch einen sehr fähigen Skipper. Ich habe Schümann zum ersten Mal im österreichischen Lech getroffen, er verbrachte dort seinen Skiurlaub. Wir haben uns lange unterhalten und gemerkt, dass wir sehr ähnliche Lebensgeschichten haben: Er ist ja in Ost-Berlin aufgewachsen, also wie ich auch in einer geteilten Stadt. Schümann konnte sich deshalb schnell mit der europäischen Idee von „Esimit“ identifizieren. Mit seiner Erfahrung und allem, was er mitgebracht hat, konnte auch das Team schneller wachsen. Die Crew setzt sich jetzt aus 11 verschiedenen Nationen zusammen.

2010 schien es, als stünden sich Russland und Europa relativ nah, das Verhalten Russlands auf der Krim sowie in der Ukraine-Krise stellt das aber in Frage. Ist das nicht ein Widerspruch: unter europäischer Flagge zu segeln und von Gasprom gesponsert zu werden?

Ich denke nicht. Im Gegenteil: Wir befinden uns genau im richtigen historischen Augenblick, um die Beziehung zwischen Russland und Europa in ihrer Gesamtheit zu betrachten und nicht allein die Probleme - die es gibt, keine Frage, und es ist furchtbar, was in der Ukraine gerade passiert. Aber wir müssen uns doch fragen: Wie soll die Zukunft der EU aussehen? Welche Ziele haben wir in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren? Ich glaube, die Zukunft liegt in einer engen Zusammenarbeit aller Nationen, die auf dem europäischen Kontinent vertreten sind. Nur so ist der Frieden garantiert, nur so können wir wirtschaftlich prosperieren.

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