Das Wort Vergangenheitsbewältigung ist in der Türkei ein Fremdwort. Anstatt sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit und den im Osmanischen Reich geschehenen Untaten auseinanderzusetzen, versucht man durch Leugnen, Verdrängen und Verdrehen die historischen Tatsachen zu verfälschen und unter den Teppich zu kehren.SPIEGEL online:
Streit um Armenien-Resolution - Türkei ruft Botschafterin aus Schweden zurück
Schweden zieht den Zorn der türkischen Regierung auf sich: Das Parlament hat die Tötung Hunderttausender Armenier und Mitglieder anderer Volksgruppen zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Völkermord eingestuft. Die Türkei rief sofort ihre Botschafterin zurück, Premier Erdogan sagte einen Besuch ab.
Stockholm - Mit knapper Mehrheit hat das schwedische Parlament überraschend eine umstrittene Resolution verabschiedet, die die Tötung von Armeniern während des Ersten Weltkriegs im Osmanischen Reich als Völkermord einstuft. Auch die Verfolgung von Assyrern und Pontos-Griechen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird darin verurteilt.
Die Resolution wurde am Donnerstag gegen den Willen der Mitte-rechts-Regierung und die Empfehlung von Außenminister Carl Bildt mit 131 zu 130 Stimmen angenommen. 88 Abgeordnete waren während der Abstimmung im 349-köpfigen Parlament in Stockholm nicht anwesend.
Aus Protest gegen den Beschluss rief die Türkei umgehend ihre Botschafterin zurück. Das berichtete der Rundfunksender SR am Donnerstag. Die türkische Botschafterin Tergün Korutürk sagte, es sei bedauerlich, dass Schwedens Parlamentarier "Historiker spielen". Sie werde Schweden "so schnell wie möglich" verlassen.
Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Resolution auf seiner Website scharf: "Sie entspricht nicht der engen Freundschaft unserer beiden Nationen." Zudem kündigte er an, den für den 17. März geplanten türkisch-schwedischen Gipfel abzusagen.
Historiker schätzen, dass im Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier von Türken getötet wurden, viele Forscher sprechen vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Türkei wehrt sich entschieden gegen diese Einschätzung und hat wiederholt erklärt, die Zahl der Toten sei übertrieben, und die Armenier seien Opfer von Bürgerkrieg und Unruhen geworden.
Der Auswärtige Ausschuss des US-Repräsentantenhauses hatte in der vergangenen Woche einen ähnlichen Entschließungsantrag angenommen. Fraglich ist aber, ob der Resolutionsentwurf auch dem Plenum zugeleitet wird. Trotzdem rief die Türkei aus Protest ihren Botschafter in den USA zurück.
phw/dpa/apn/Reuters
Die Türkei beißt in aggressiver Art und Weise um sich und greift die demokratischen Staaten an, die sich "erdreisten", auf diesen Völkermordes hinzuweisen und ihn als solchen einzuordnen. Und ruft ihre Botschafter zurück. Reisende soll man nicht aufhalten - meine Meinung.
Aber kann man mit solchen Staaten wirklich partnerschaftlich umgehen? Die nicht die Grösse haben, zur eigenen Vergangenheit zu stehen? Muss man aus strategischen und militärischen Gründen dann z.B. als EU den Schwanz einziehen, um sie bloss nicht zu verärgern oder die viel zitierte "drohende Islamisierung" zu vermeiden?? Die passiert doch sowieso - und zwar nicht nur in der Türkei, sondern in ganz Europa.
Ich finde dieses diplomatische Gewürge schwach - warum sonst stimmen denn z.B. in Schweden 130 Abgeordnete dagegen? Bloß nicht die "guten Beziehungen" durch Aussprache der Wahrheit aufs Spiel setzen...
Die 131 schwedischen Abgeordneten, die für die Resolution gestimmt haben, sollten jedenfalls in absehbarer Zeit besser nicht in die Türkei fahren, sonst kommen sie nach Art 131 des türksichen Strafgesetzes noch wegen "Verunplimpfung des Türkentums" dran und wandern für bis zu 2 Jahre in die Kiste.