Parlament beschließt Rente mit 65

Nationale und internationale Politik

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arcalis
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Dez 2010 15 10:10

Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von arcalis

orf.volksgruppen.at

Parlament beschloss Pensionsreform

Das slowenische Parlament hat gestern eine umstrittene Pensionsreform, die eine Erhöhung des Pensionsalters von 61 bzw. 63 Jahre auf 65 Jahre vorsieht, mit 49 zu 35 Stimmen angenommen und beschlossen.

Zerwürfnis in der Regierungskoalition
Die Reform führte zu einem Zerwürfnis in der Regierungskoalition. Die mitregierende Demokratische Pensionistenpartei (DeSUS) stellte sich gegen die Vorlage, die eine Erhöhung des Pensionsalters vorsieht. Allerdings könnte die Reform nun an einem von den Gewerkschaften angekündigten Referendum scheitern. Arbeitsminister Ivan Svetlik sagte in der Parlamentsdebatte, dass es keine Alternative zu der Anhebung des Pensionsalters gebe. Schließlich verlängere sich die Lebenserwartung jedes Jahr um drei Monate. Außerdem sehe die Reform eine neue Berechnungsformel vor, die zu höheren Pensionen führen werde. Bisher beträgt das gesetzliche Pensionsalter in Slowenien 61 Jahre für Frauen und 63 Jahre für Männer. Ab 1. Jänner 2011 soll das Pensionsalter in Stufen auf 65 Jahre angehoben werden.

Gewerkschaften lehnen Reform ab
Vorgesehen ist auch eine Art "Hacklerpension" für Personen mit besonders langer Versicherungszeit. Männer dürfen mit 60 Jahren ohne Abschläge in den Ruhestand, wenn sie 43 Jahre pensionsversichert waren, Frauen bereits mit 58 Jahren bei 41 Jahren Versicherungszeit. Die Gewerkschaften lehnen die Reform als unsozial ab. Sie wollen 40.000 Unterschriften für eine Volksabstimmung darüber sammeln. Experten zweifeln nicht daran, dass den Arbeitnehmervertretern dies gelingen wird. Damit ist das Schicksal der Pensionsreform äußerst ungewiss. Erst am Sonntag war die von der Mitte-Links-Koalition beschlossene Rundfunkreform in einer Volksabstimmung mit Drei-Viertel-Mehrheit abgeschmettert worden. Entsprechend sagte der konservative Oppositionsführer Janez Janša, es gebe lediglich eine "15-prozentige Chance, dass diese Reform in Kraft tritt", weil bei der Beschlussfassung "die Opposition und die Sozialpartner übergangen" worden seien.
Diese Reform ist im Hinblick auf den demographischen Wandel unerläßlich. Die bisherigen "Generationenverträge" funktionierten, weil der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der pensionsberechtigten Personen sich in einer Art Gleichgewicht befand.

Durch den starken Rückgang der Geburtenrate und diverse andere Faktoren (z.B. Verlagerung von beitragspflichtigen Arbeitsplätzen ins Ausland usw) gerät dieses Gleichgewicht jedoch mehr und mehr in Schieflage. Die Anzahl der Personen, die von "Transferleistungen" (Rente, Sozialhilfe) lebt, steigt und die Anzahl der Arbeitnehmer, die deren Leistungen erarbeiten und über ihre Beiträge finanzieren müssen, sinkt. Bedeutet: Eine abnehmende Zahl von Arbeitnehmern muss eine steigende Zahl von Transferleistungeempfängern "unterhalten".
Es ist daher nicht möglich, sich diesen Luxus der frühen Pensionierung weiterhin zu erlauben.
Und das weiß auch jeder, der 1 und 1 zusammenzählen kann - es ist daher aus meiner Sicht ein Unding, aus diesem Thema politisches Kapital schlagen zu wollen.
Wenn hier nicht ganz schnell an den Stellschrauben gedreht wird, werden die Lasten für die junge Generationen demnächst nicht mehr zu stemmen sein.
Allerdings könnte die Reform nun an einem von den Gewerkschaften angekündigten Referendum scheitern.
Hervorragend....was da wohl bei raus kommt? Wer stimmt schon dafür, selber länger arbeiten zu müssen?
Die politsche Kultur in Slowenien ist auf keinem gutem Weg.

Solche richtungsweisenden wichtigen Entscheidungen DARF man nicht dem Volk überlassen - so zweifelhaft es sich anhören mag.
Die Politiker sind vom Volk gewählt, um die notwendigen Entscheidungen mit parlamentarischer Mehrheit herbeizuführen. Ihnen wurde diese Verantwortung für die Dauer der Wahlperiode übertragen - was bedeutet, dass sie das beste und richtige für das Land und die Gesamtheit der Bürger auf den Weg bringen und Schaden von ihm abwenden müssen. Dazu gehören auch Entscheidungen, die bei der Bevölkerung auf Ablehung stossen, weil es für den Einzelnen einen Nachteil mit sich bringt - wie die Anhebung des Rentenalters. Und die kann man nicht dem einzelnen Bürger überlassen, der SEINE Interessen über die der Allgemeinheit stellt. Also im konkreten Fall gegen die Anhebung des Rentenalters stimmen wird - der Mensch ist leider in solchen Fällen dann eher Egoist.

Wenn solche Entscheidungen dann durch ein Referendum immer leicht wieder gekippt werden können und die Opposition oder manchen Gruppen dieses Mittel aus rein politsch-populistischen Gründen permanent "mißbraucht", wird das Land keinen guten Weg nehmen.

Und wenn man ehrlich ist, ist Slowenien dann auch keine funktionierende parlamentarische Demokratie mehr. :neutral:

Es gibt ja schon "Prognosen" wie es dann weitergehen könnte - guckst du hier:
http://www.forum-slowenien.de/viewtopic.php?f=16&t=1026" onclick="window.open(this.href);return false;
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Dez 2010 15 12:46

Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

arcalis hat geschrieben: Und wenn man ehrlich ist, ist Slowenien dann auch keine funktionierende parlamentarische Demokratie mehr. :neutral:
Referendum gut; aber wofür dann noch eine teure Regierung? :smile:
Fehlt nur noch ein König in Slowenien; dann ist alles perfetto!
König Krsko - der Verstrahlte :lolwackel:
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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

Triglav hat geschrieben:Fehlt nur noch ein König in Slowenien; dann ist alles perfetto!
Also wenn sich keiner bereit erklärt, würde ich mich dafür opfern und die Last auf mich nehmen. :pfeifend:
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Tom
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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von Tom

arcalis hat geschrieben: Solche richtungsweisenden wichtigen Entscheidungen DARF man nicht dem Volk überlassen - so zweifelhaft es sich anhören mag.
Die Politiker sind vom Volk gewählt, um die notwendigen Entscheidungen mit parlamentarischer Mehrheit herbeizuführen. Ihnen wurde diese Verantwortung für die Dauer der Wahlperiode übertragen - was bedeutet, dass sie das beste und richtige für das Land und die Gesamtheit der Bürger auf den Weg bringen und Schaden von ihm abwenden müssen. .....
.....
Und wenn man ehrlich ist, ist Slowenien dann auch keine funktionierende parlamentarische Demokratie mehr. :neutral:
Stimmt schon. Aber es kann selbst bei einer funktionierenden parlamentarischen Demokratie zu Missständen kommen..
Guckst Du zu uns ins Schwaobaländle. Stichwort: Stuttgart 21 .
Ich bin übrigens dafür. :nicken:

Was die Rente mit 65 angeht, ( ein Traum für uns hier :wink: ) muss eben dem Volk unmissverständlich und seriös klar gemacht werden, warum und wieso man diesen Schritt geht. Ich sage nur, Bürgerstunde, öffentliche Diskussionen mit Volk, Politikern und der Wirtschaft. Die Menschen müssen den Schritt als unumgänglich akzeptieren, auch wenn es schmerzt....


Gruß
Tom
Manche Leute drücken nur ein Auge zu, damit sie besser zielen können.
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arcalis
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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von arcalis

Triglav hat geschrieben: Fehlt nur noch ein König in Slowenien; dann ist alles perfetto!
König Krsko - der Verstrahlte :lolwackel:
France Prešeren hat geschrieben: Also wenn sich keiner bereit erklärt, würde ich mich dafür opfern und die Last auf mich nehmen. :pfeifend:
König France I von Slowenien! :schadenfroh:

Angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten hätte allerdings auch einer von diesen drei Jungs Zeit! :mrgreen:
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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

Um ein Referendum beantragen zu können, müssen mindestens 2500 Unterschriften erbracht werden. An dieser Hürde sind schon einige Interessensgruppen gescheitert und auch schon außerparlamentarische Parteien.

In diesem Fall ist das deutlich anders. Innerhalb ein paar Stunden konnte der Vorsitzende des Verbandes freier Gewerkschaften sage und schreibe 22.176 Unterschriften einreichen. Dieses Veto anhand der Unterschriften wird nun vom Staatsrat geprüft und es wird darüber abgestimmt. Wenn dieselben Parteien bzw. deren Abgeordnete darüber auf dieselbe Weise entscheiden wie sie im Parlament darüber entschieden, sind 49 Gegenstimmen zu erwarten. Um ein Veto abzulehnen sind 46 Gegenstimmen notwendig.

Es ist also gut möglich, dass es tatsächlich nicht zu einem Referendum kommt. Was ja mal was neues wäre.

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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

France Prešeren hat geschrieben: Wenn dieselben Parteien bzw. deren Abgeordnete darüber auf dieselbe Weise entscheiden wie sie im Parlament darüber entschieden, sind 49 Gegenstimmen zu erwarten. Um ein Veto abzulehnen sind 46 Gegenstimmen notwendig.

Es ist also gut möglich, dass es tatsächlich nicht zu einem Referendum kommt. Was ja mal was neues wäre.
http://www.delo.si/clanek/132777" onclick="window.open(this.href);return false;
So kommt der Entscheid/Beschluss, dann ein Regierungswechsel. Die neuen Regierung interessiert das Thema dann herzlich wenig.
Storniert wird da sicher nix mehr.
Der Wähler/Demokrat denkt sich: " ätsch, bätsch, schon wieder ausgeschmiert worden" :gruebel:
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France Prešeren
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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

In dieser Angelegenheit wurde gestern vom Parlament beschlossen das Verfassungsgericht zu befragen. Konkret heißt die Frage, ob mit der Aufschiebung oder der Ablehnung des neuen Rentengesetzes durch ein Referendum gegen die Verfassung verstoßen wird.

Die Unterschriftensammlung der ZSSS für ein Referendum geht indes weiter und 33.000 haben sie schon. Wie immer sind 40.000 notwendig.
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Re: Parlament beschließt Rente mit 65

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

Nun wurden die Initiative und alle beteiligten Ämter darüber informiert, dass das Sammeln von Unterschriften bis zur Entscheidung durch das Verfassungsgericht unterbrochen werden muss. Daher gehe ich fest davon aus, dass die Unterschriften zusammenkommen, denn de facto wird somit der Zeitraum verlängert und wer soll schon nachweisen, wann unterschrieben wurde?!

-- Nachricht nachträglich hinzugefügt am 13.01.2011 11:33 --

Laut ZSSS wurden bis zur Unterbrechung der Unterschriftensammlung bereits mehr als 42.000 Unterschriften gesammelt. Wenn das Verfassungsgericht also keinen Einwand haben sollte gegen ein Referendum oder eine Verschiebung der Reform, kommt es sicher zum Referendum.
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